Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie werden die Rufe nach einem Verbot des Wildtierhandels lauter. Die Angst ist groß, dass weitere neuartige Viren von Wildtieren auf den Menschen überspringen. Auch das deutsche Entwicklungsministerium will, dass Wildtiermärkte in Ländern des globalen Südens geschlossen werden. Eine nun in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlichte Studie warnt allerdings vor den Folgen.
So könne ein Verbot des Handels und Konsums von Wildtieren vielerorts zu Hunger und Mangelernährung führen, schreiben die Forscher. In der Elfenbeinküste etwa mache das Fleisch von Wildtieren knapp drei Viertel der tierischen Proteinzufuhr aus. Auch in Bolivien, Kamerun und Ruanda ist der Verzehr von Wildtieren laut der Studie für viele Menschen wichtig für die Ernährung. Vor allem ärmere Länder könnte ihre Ernährungssysteme bei einem Verbot nicht einfach umstellen.
Entstehung neuer Infektionskrankheiten
Auch die Biodiversität könnte leiden. Die Forscher haben ausgerechnet, dass es weltweit knapp 124.000 Quadratkilometer zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche für die Viehhaltung bräuchte, um den Verlust der tierischen Proteine aus dem Verzehr von Wildtieren zu ersetzen. In der Folge könnten mehr als 250 Arten aussterben, weil ihr Lebensraum zerstört würde – und auch die Entstehung neuer Infektionskrankheiten könnte durch den Ausbau der industriellen Tierhaltung zunehmen. Ob auch pflanzliche Proteine das Wildtierfleisch ersetzen könnten, blenden die Forscher allerdings aus.
Statt den Wildtierhandel und -konsum komplett zu verbieten, schlagen sie regional angepasste Lösungen vor. Zum einen sollten dabei die Folgen eines Verbots für die Ernährungssysteme erwogen werden. Zum anderen müsse zwischen verschiedenen Wildtieren differenziert werden. Beispielsweise sei die Gefahr von Zoonosen bei Fledermäusen und Affen höher als bei Rohrratten.
Neuen Kommentar hinzufügen