Kleinschürfer nicht vertreiben

Rohstoffe
Industrielle Minenbetreiber und Kleinschürfer geraten in der Demokratischen Republik Kongo oft aneinander. Eine Studie untersucht, welche Umstände gewaltsame Konflikte begünstigen – und wie sie sich vermeiden lassen.

Kongolesische Soldaten haben im Sommer 2019 mehr als 10.000 Kleinschürfer aus industriellen Bergbaugebieten in den Provinzen Haut-Katanga und Lualaba vertrieben. Viele von ihnen wurden dadurch ihrer Existenzgrundlage beraubt. Teils blutige Auseinandersetzungen zwischen den schätzungsweise zwei Millionen Kleinschürfern und industriellen Minenbetreibern flammen in den rohstoffreichen Regionen der Demokratischen Republik Kongo immer wieder auf. Die in Brüssel ansässige Denkfabrik Crisis Group hat untersucht, welche Umstände Konflikte anheizen oder befeuern – und wie sie sich verhindern lassen.

Die Autoren haben drei industrielle Kobalt- und Kupferabbaustätten in Lualaba und Haut-Katanga untersucht. Das Ergebnis: Obwohl in allen drei Gebieten informelle Kleinschürfer unterwegs sind, kommt es nicht überall zu Auseinandersetzungen. Vor allem in der Tenke-Fungurume-Mine ist das Verhältnis zwischen Kleinschürfern und privaten Sicherheitskräften der Minenbetreiber laut der Studie angespannt. In der Luiswishi-Mine sowie der Kipushi-Mine hingegen komme es selten zu Konflikten.  

Das habe verschiedene Gründe, argumentieren die Autoren. Zentral sei, dass die Minenbetreiber von Luiswishi und Kipushi den Kleinschürfer erlauben, die Abraumhalden und minderwertige Erzadern in ihrem Gebiet auszubeuten. Die Betreiber der Tenke-Fungurume-Mine hingegen verwehrten den Kleinschürfern den Zugang zu Erzadern mit geringem Vorkommen auf ihrem Gebiet – obwohl sie selbst kein Interesse daran hätten. Wichtig sei auch, dass der Kleinbergbau die Luswhishi- und Kipushi-Mine ein saisonales Geschäft neben der Landwirtschaft sei und die Existenzgrundlage der meisten Kleinschürfer nicht ausschließlich daran hänge. 

OECD sollte Richtlinien überdenken

Die Studie macht eine Reihe von Vorschlägen zur Entspannung der Konflikte. Zum Beispiel sollten die großen Minenbetreiber freiwillig Lizenzen für industriell nicht lohnenswerte Gebiete an die Kleinschürfer abgeben. Zudem sollten sie einen Teil ihres Gewinns in Projekte investieren, die Kleinschürfern in ihrer Region ein alternatives Einkommen bieten, etwa in der Textilbranche. Denkbar sei auch, dass die industriellen Minen die Kleinschürfer als Subunternehmer anheuern – vorausgesetzt sie können nachweisen, dass sie Arbeitsrechte und Umweltschutzstandards einhalten. 

Solch eine Zusammenarbeit erfordere auch einen Richtungswechsel bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und anderen Überwachungsstellen, schreiben die Autoren. In den Richtlinien zur verantwortungsvollen Förderung von Mineralien verweise die OECD nahezu ausschließlich auf die dunklen Seiten des Kleinbergbaus, etwa seinen Beitrag zur Finanzierung paramilitärischer Gruppen. Das schrecke große Minenbetreiber von einer Kooperation, von der beide Seiten profitieren könnten, ab.  
 

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