Zu welchen Ergebnissen ist die Synode gekommen?
Wir haben insgesamt 57 Vorschläge zur Bewältigung der großen Aufgaben in Afrika erarbeitet, zum Beispiel mit Blick auf den interreligiösen Dialog, der ein sehr wichtiges Thema ist. In allen Kirchen Afrikas sollen nun Kommissionen eingerichtet werden, die sich für den Dialog mit Muslimen und auch mit den afrikanischen Naturreligionen einsetzen. Dann gibt es in der Synodenbotschaft aber auch politische Forderungen an die Regierungen der afrikanischen Länder, Korruption zu beenden, sich für eine gute Regierungsführung in allen Staaten einzusetzen sowie das Gesundheits- und Bildungswesen voranzubringen.
Glauben Sie, dass solche Appelle von den Regierungen gehört werden?
Ich denke schon. Wir haben diese Forderungen gemeinsam formuliert und ein Dokument, das die Unterschrift von 240 Bischöfen und des Papstes trägt, kann nicht einfach ignoriert werden. Außerdem trägt jeder diese Botschaft in sein Land zurück und setzt sich in seiner Heimat dafür ein, dass diese Appelle nicht verhallen. Sicherlich wird diese Botschaft aber auch auf Erziehung und Bildung in Afrika Auswirkungen haben. Die Katholische Kirche spielt in diesem Bereich eine große Rolle, bedenkt man etwa die christliche Soziallehre. Bildung ist eines der wichtigsten Ziele in der Entwicklung.
Was verändert sich durch die Synode für die Katholiken in Afrika?
Natürlich müssen die Beschlüsse der Synode vor Ort in den Kirchen erst einmal umgesetzt werden. Aber auf lange Sicht geht es darum, dass die Kirche auf die Gesellschaft zugehen und sich dafür einsetzen soll, dass sie sich zu einer guten, menschengerechten und versöhnten Gemeinschaft entwickelt.
Hat die Synode auch etwas für nicht afrikanische Kirchen verändert?
Wir haben die tiefe Gläubigkeit der afrikanischen Kirchen kennengelernt und ihre freudige Liturgie. Außerdem haben wir gesehen, dass wir viel von den afrikanischen Kirchen lernen können, wie Treue, Mut, Zuverlässigkeit, Geduld und Leidensfähigkeit. Wir können sehr wohl von der Gemeinschaft mit afrikanischen Kirchen profitieren. In der großen Vernetzung miteinander werden wir alle reicher.
Auf der Synode wurde der Vorschlag gemacht, dass sich die Bischöfe aus den Entwicklungsländern der verschiedenen Erdteile stärker austauschen. Führt ein Süd-Süd-Dialog nicht zu einer Polarisierung zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden?
Ich halte es für falsch, die Welt in Länder des Nordens und des Südens aufzuteilen. Wer Nord-Süd sagt, muss auch Ost und West mit im Blick haben. Wer sich mit Afrika beschäftigt, muss zum Beispiel auch China, das zum Osten gerechnet wird, mit in den Blick nehmen. Schließlich ist dieses Land wirtschaftlich sehr stark in Afrika engagiert. Ich halte nicht viel von einer Aufteilung nach den Himmelsrichtungen. Es ist besser, über globale Beziehungen zu reden.
Trotzdem wollen sich die Bischöfe der Entwicklungs- und Schwellenländer stärker vernetzen. Mit welchem Ziel?
Sie wollen sich mehr untereinander austauschen über Probleme, die sie gemeinsam haben. Zum Beispiel erleben viele Entwicklungsländer derzeit ein überaus großes Wachstum, nicht nur der Bevölkerung. Auch die Kirchen wachsen entsprechend schnell. Und das stellt zwangsläufig die Frage, wie die Ausbildung einer großen Zahl von Führungskräften bewerkstelligt werden soll.
Warum hat der Vatikan das Thema Afrika denn gerade jetzt auf die Tagesordnung gesetzt?
Afrika ist ein Kontinent der Hoffnung. Er ist reich an Naturgütern, aber auch an Werten. Afrika ist aber auch ein Kontinent mit großen Problemen. Ich bin überzeugt, dass es sich auf die ganze Menschheit positiv auswirken wird, wenn Afrika sich gut entwickelt.
Das Gespräch führte Katja Dorothea Buck.