Migration habe in der entwicklungspolitischen Debatte an Gewicht erhalten, international und auch für die Schweiz, erläuterte DEZA-Direktor Martin Dahinden. Das „Globale Programm Migration“ verknüpft das Wissen der verschiedenen DEZA-Einheiten und verstärkt entsprechende Aktivitäten. Migration ist das dritte Schwerpunktthema neben Klima und Ernährungssicherheit und ist wie diese globalen Programme ein Resultat der im Vorjahr lancierten Reorganisation der DEZA.
Da Migration verschiedene Formen hat, von der freiwilligen Ausreise über Vertreibung bis hin zum internationalen Menschenhandel, setze das Programm verschiedene Instrumente ein, erklärte die Leiterin, Beata Godenzi. Die erste Achse setzt bei der humanitären Hilfe an, soll aber im Unterschied zur Nothilfe nachhaltige Lösungen für Vertriebene und Flüchtlinge wie etwa die Tamilen in Sri Lanka oder die Iraker in Syrien schaffen.
Die zweite Achse sind Migrationspartnerschaften mit Staaten, an denen die Schweiz besonders interessiert ist, weil viele Menschen aus diesen Ländern in der Schweiz Zuflucht suchen. In Nigeria etwa startet die DEZA ein Projekt für die berufliche und soziale Wiedereingliederung von jungen Frauen und Männern, die auswandern wollten, um zu verhindern, dass sie Opfer von Menschenhandel werden. Auf dem Westbalkan ist die DEZA seit Jahren in Ausbildungs- und Arbeitsbeschaffungsprogrammen für die rückkehrende und ansässige Bevölkerung engagiert.
Die dritte Achse betrifft die Süd-Süd-Migration: Ein Programm in Sri Lanka bereitet Frauen auf ihre Arbeit als Haushaltangestellte in den Golfstaaten vor und will sie gegen Ausbeutung schützen.
Alliance Sud, die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke, beurteilt das neue Programm skeptisch. Es sei zwar richtig, dass sich die Regierung dem Thema Migration verstärkt widme. Doch es sei zu befürchten, dass entwicklungspolitische und innenpolitische Ziele vermischt würden, sagt Michèle Laubscher von Alliance Sud. Wenn die DEZA in Ländern aktiv werde, aus denen viele Menschen in die Schweiz auswandern wollen, gehe es vor allem um die Prävention von Migration. Damit sei das Bundesamt für Migration (BMF) beauftragt; es finanziert Begleitprogramme, welche die DEZA durchführt. Die Hilfswerke sehen die Gefahr, dass die Ausgaben für die BMF-Programme in Zukunft auf die DEZA abgewälzt werden könnten. „Das wäre eine Zweckentfremdung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit“, betont Laubscher.