Frieden gibt’s nur mit den Clans

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Südphilippinen
Um auf der südphilippinischen Insel Mindanao Frieden zu schaffen, darf man nicht an den Clans vorbei regieren, sagt eine Studie.

Sie beschaffen Mehrheiten bei Wahlen, kontrollieren die Schwarzmärkte und unterhalten Privatarmeen: Familienclans spielen im Süden der Philippinen eine große Rolle. Unter ihren teils mit Waffengewalt ausgetragenen Fehden leiden viele Menschen in der Region. Die Crisis Group ist der Frage nachgegangen, wie die Übergangsregierung der autonomen Region Bangsamoro, die Teile der Insel Mindanao sowie die Inseln des Sulu-Archipels umfasst, mit diesen Clans umgehen sollte.

Dort regiert ein Übergangsrat, der infolge des Friedensvertrags von 2014 zwischen der Regierung und der Unabhängigkeitsbewegung Moro Islamic Liberation Front (MILF) geschaffen wurde. Die ehemaligen Rebellen dominieren den Übergangsrat, der zunächst ein Mandat bis zu den landesweiten Präsidenten- und Regionalwahlen im Jahr 2022 hat. Doch in vielen Gemeinden und Provinzen regieren Mitglieder von mächtigen Familienclans. Ob die ehemaligen Rebellen und die Clans friedlich nebeneinander existieren können, sei maßgeblich für die Zukunft der ganzen Region, schreiben die Autoren.

Clans als Ordnungsmacht

Im Hauptteil der Studie untersuchen sie die Clanstrukturen und deren Verhältnis zur Übergangsregierung in drei Teilregionen von Bangsamoro: in Maguindanao, den Lanao-Provinzen und den Inseln des Sulu-Archipels. Dafür haben die Wissenschaftler unter anderem MILF-Politiker, Clanangehörige, Militärs und Mitarbeiter gesellschaftlicher Organisationen interviewt. In allen drei Regionen sind Familienclans der Studie zufolge im alltäglichen Leben und den politischen Strukturen sehr präsent. Manche Clans umfassten mehrere tausend Mitglieder, andere seien kleiner. Vielerorts träten sie als Ordnungsmacht auf und verfügten über eigene Institutionen zur Beilegung von Konflikten. 

Allerdings unterscheide sich das Verhältnis zwischen den Clans und der Übergangsregierung in den verschiedenen den Regionen. In Maguindanao etwa stünden die meisten großen Clans hinter der MILF und hätten viele Verbündete unter den Kadern der ehemaligen Rebellen. In Lanao del Sur hingegen wolle ein großer Clan mit einer eigenen Partei bei den Wahlen im Jahr 2022 antreten. Der politische Wettbewerb könne hier neue Konflikte anfachen, warnen die Wissenschaftler. 

Die Regierung steht vor einem Dilemma

Egal was man von den Clans hält: Wer in Bangsamoro regieren will, komme nicht an ihnen vorbei, heißt es in der Studie. Die Übergangsregierung stelle das vor ein Dilemma: Auf der einen Seite könne sie die Clans nicht einfach umgehen. Auf der anderen Seite müsse sie die politische und wirtschaftliche Macht der Clans zumindest teilweise einschränken, um ihre eigene Legitimität unter Beweis zu stellen. 

Was also tun? Unter anderem solle die MILF vor den anstehenden Wahlen versuchen, strategische Bündnisse auch mit Clan-Mitgliedern zu schließen, die ihnen nicht nahestehen. So könne ein Gewaltausbruch rund um die Wahl verhindert werden. Dabei müssten perspektivisch aber auch die problematischen Aspekte der Clan-Herrschaft, etwa Korruption, angegangen werden. Internationale Geber sollten beim Friedensprozess nicht nur auf die ehemaligen MILF-Rebellen setzen, sondern eine allgemeine Demokratisierung fördern. Das bedeute auch, den Aufbau von Parteien zu unterstützen, auch wenn sie von Clan-Mitgliedern geführt werden. 
 

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