„Afro-Optimismus“ weit verbreitet

Jugend
Von wegen perspektivlos: Afrikas Jugend ist sehr optimistisch, was ihre Zukunft angeht – sie hat aber keine rosa Brille auf. Das geht aus dem African Youth Survey hervor.

Afrika hat die jüngste und am schnellsten wachsende Bevölkerung weltweit. Da ist es wichtig zu fragen, wie die Stimmung bei den 18- bis 24-jährigen Afrikanern ist. Deshalb hat die Ichikowitz Foundation für den African Youth Survey 4200 junge Leute aus 14 Ländern von Äthiopien über Kongo und Ruanda bis hin zu Südafrika befragt.

Entgegen aller düsteren Berichte oder Bilder, die oft im Westen über Afrika verbreitet werden, ist die afrikanische Jugend generell optimistisch gestimmt. Die Autoren der Studie nennen das „Afro-Optimismus“. Er zeige sich zum Beispiel daran, dass zwei von drei Jugendlichen überzeugt sind, jetzt das „African Century“, das afrikanische Jahrhundert zu erleben. Sie sind hoffnungsvoll, dass in den kommenden Jahren die Korruption bekämpft und Frieden erreicht wird. Auch seien sie sehr zuversichtlich, in den nächsten zwei Jahren ihre persönlichen Lebensumstände zu verbessern.

Das soll vor allem durch Eigeninitiative geschehen: 75 Prozent der Befragten würden gerne in den nächsten fünf Jahren ihr eigenes Unternehmen gründen – am liebsten im Einzelhandel, Technologie oder Landwirtschaft. Zwei Drittel haben schon Ideen für Unternehmen, von denen andere Menschen in ihrer Gemeinschaft profitieren könnten.

Für ethnische Minderheiten, gegen mehr Rechte für LGBTQ

Die jungen Afrikaner sind gut vernetzt – offline und online. Bei ihnen spielen Smartphone und Internetzugang eine ähnlich wichtige Rolle wie bei uns: Acht von zehn sehen einen WiFi-Zugang als Menschenrecht. Den meisten sind auch demokratische Werte wie Toleranz, Freiheit und Partizipation wichtig. Während sich mehr als 80 Prozent dafür aussprechen, die Rechte von ethnischen Minderheiten zu schützen, sind allerdings fast 70 Prozent der jungen Afrikaner dagegen, mehr zu tun, um die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft zu schützen. Das lässt sich laut der Autoren am ehesten mit der Religion, die für 60 Prozent der Befragten, noch eine große Rolle im Alltag spielt.

Der Frage, ob ihr Land eine „moralische Verpflichtung habe, Flüchtlinge aus Nachbarländern aufzunehmen“, stimmen mehr als 70 Prozent der Befragten zu. In Südafrika dagegen meinen knapp 60 Prozent der jungen Afrikaner, dass Flüchtlinge einen negativen Einfluss auf das Land hätten, und deshalb nicht aufgenommen werden sollten. 85 Prozent der jungen Menschen bezeichnen ihr jeweiliges Land als „frei“, aber die Hälfte denkt, dass immer noch Ungleichheit herrscht.  Diejenigen, die der Aussage „In meinem Land ist jeder vor dem Gesetz gleich“ widersprechen, kommen vor allem aus Simbabwe, Kongo oder Mali, diejenigen, die der Aussage zustimmen, kommen aus Ruanda, Ghana oder Kenia.  

Drei Viertel der Befragten stimmen der Aussage zu, dass eine gemeinsame afrikanische Identität existiert, die sich unter anderem durch eine gemeinsame Kultur und Geschichte manifestiert. 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid und Nelson Mandela als Präsident Südafrikas spielen die von ihm vertretenen Werte wie Freiheit und kein Rassismus für junge Afrikaner auf dem ganzen Kontinent nach wie vor eine wichtige Rolle.

Überzeugt, Probleme selbst lösen zu können

Trotz allem Optimismus sind junge Afrikaner sich der Probleme bewusst – Infektionskrankheiten und Terrorismus bezeichneten sie als die prägendsten der vergangenen Jahre. Die meisten Sorgen für die Zukunft machen ihnen aber die hohe Arbeitslosigkeit, Korruption, politische Instabilität sowie – weit abgeschlagen – der Klimawandel. Dennoch sehen junge Afrikaner bei Umweltproblemen ihre Länder genauso in der Verantwortung wie westliche – etwa was Investitionen in erneuerbare Energien oder die Recycling-Infrastruktur angeht.

60 Prozent der Befragten glauben, dass der Kontinent sich einen muss, um die Anforderungen zu lösen. Die Afrikanische Union betrachten dabei viele als wichtiges Instrument. Zum Einfluss von außen sind die Meinungen geteilt: Während 68 Prozent der Befragten beispielsweise Investitionen von China als „modernen Kolonialismus“ bezeichnet, sehen viele den Einfluss zum Beispiel der USA eher positiv.

Der African Youth Survey zeigt, dass die junge Generation von Afrikanern ihre Zukunft selbst gestalten will und überzeugt ist, dass sie Probleme lösen kann. Sie ist gut informiert und misst ihre jeweilige Regierung daran, was sie für die Jugend tut. Das ist insgesamt ein ermutigendes Bild. (mek)

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