In Nigeria sind mehr als die Hälfte der Einwohner Muslime. Von den rund 40 Prozent Christen gehört etwa ein Drittel der katholischen Kirche an. Im Norden des Landes, wo es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen kommt, traf Zollitsch den Emir von Wase, die höchste muslimische Autorität der Stadt Jos. Dieser setzt sich zusammen mit dem Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, seit langem für eine friedliche Lösung der Konflikte ein. Zollitsch lobte ihren Einsatz für den Frieden als Beispiel dafür, dass Dialog möglich ist. Gleichzeitig rief er zur Anerkennung der Religionsfreiheit als grundsätzliches Menschenrecht auf. „Christen und Muslime sind aufgefordert, sich über ihren Glauben auszutauschen, Brücken des Vertrauens zu bauen und den Völkern, in denen sie leben, überzeugende Beispiele zu geben“, sagte der Erzbischof.
Vor Vertretern von Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft in Abuja erklärte Zollitsch, für eine nachhaltige Entwicklung des Landes sei es erforderlich, dass „der gesellschaftliche Reichtum so verteilt wird, dass alle – und gerade auch die Ärmsten – davon profitieren“. Dazu müssten die Armen in die Lage versetzt werden, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und ihre Interessen eigenständig zu vertreten.
Die Industrienationen ermahnte Zollitsch zu mehr globaler Verantwortung insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel. „Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass allen voran die wohlhabenden Länder einen entscheidenden Beitrag zur Überwindung der ökologischen Krise leisten. Die Sorge um die Umwelt und die Sorge um die Armen dürfen dabei nicht auseinanderfallen.“
Zollitsch besuchte zahlreiche Hilfsprojekte und lernte die Partner kennen, mit denen das katholische Hilfswerk Misereor in den Bereichen Landwirtschaft, Gesundheit, Ernährung, Bildung und Demokratieförderung zusammenarbeitet. „Der Vorsitzende konnte dabei erfahren, wie die Entwicklungszusammenarbeit eines kirchlichen Werks Brücken bauen kann“, sagte der Hauptgeschäftsführer von Misereor, Josef Sayer, der Zollitsch auf seiner Reise begleitete. Beim Besuch einer Berufsschule im Norden des Landes, in der Christen und Muslime gemeinsam ausgebildet werden, habe Zollitsch beispielsweise ein Bild davon bekommen, was Dialog des Lebens bedeute. „Junge Menschen, die in einer solchen kirchlichen Einrichtung ihren Beruf erlernen, lassen sich und ihren Glauben nicht von Machthabern instrumentalisieren. Hier wird Friede zwischen den Religionen nachhaltig gefördert“, sagte Sayer.