Der Zivile Friedensdienst (ZFD) feiert sein zehnjähriges Bestehen. Der Stichtag ist Ende November, aber das Entwicklungsministerium (BMZ) streicht noch vor der Bundestagswahl die Verdienste des ZFD heraus: „Wir haben ein einzigartiges Instrument geschaffen, das einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der vielen sicherheits- und friedenspolitischen Herausforderungen in den Entwicklungsländern leistet“, sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul in der parlamentarischen Sommerpause. Schließlich haben sich nach holprigen Anfangszeiten die Zweifel gelegt, dass Friedensfachkräfte – rund 500 wurden seit 1999 entsandt – tatsächlich zu Frieden beitragen können; nicht unbedingt an heißen Konfliktherden, aber dort, wo es darum geht, dass aus kleinen Konflikten keine großen werden und nach schweren Gewaltausbrüchen und Kriegen Traumata bewältigt werden und Versöhnung eine Chance bekommt.
„Das ist die kostengünstigste Sicherheitspolitik für Deutschland“, sagt Wieczorek-Zeul. Um gut 11 auf jetzt 30 Millionen Euro hat das BMZ zuletzt in diesem Jahr die Mittel aufgestockt. Insgesamt sind seit seinem Bestehen fast 117 Millionen Euro in den ZFD geflossen. Aber gerade der jüngste Mittelzuwachs macht den rund ein Dutzend Entsendeorganisationen – vom staatlichen Deutschen Entwicklungsdienst (DED) über kirchliche Werke bis zu größeren und kleineren zivilgesellschaftlichen Gruppen – zu schaffen: Die Rekrutierung geeigneter Fachkräfte stockt.
Eine von der führenden Ausbildungsinstitution, der Akademie für Konflikttransformation (Bonn), in Auftrag gegebene Studie führt den Mangel vor Augen: Im Schnitt sind gerade zwei Drittel der bewilligten 324 Stellen für die Auslandseinsätze besetzt, bei manchen Entsendern nur die Hälfte. Zu den Ursachen zählen laut der Studie unter anderem schlechte Bezahlung und Sicherheitsrisiken in den Einsatzgebieten sowie wenig familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Hinzu komme, dass die Entsendeorganisationen den ZFD eher als Aufgabe für „reifere“ Personen ansähen, die schon über Berufserfahrung verfügten. Interessierte Berufsanfänger, aber auch Organisationen der regulären Entwicklungszusammenarbeit (EZ) betrachteten den ZFD dagegen eher als Eintrittskarte in eine EZ-Karriere ganz allgemein – das Angebot gelte als nicht attraktiv genug, um sich länger im Friedensdienst zu engagieren. Tatsächlich beklagen einzelne Trägerorganisationen, dass ihnen etwa die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) Fachkräfte abwerbe, kaum dass sie nach monatelanger Vorbereitung endlich im Einsatz seien.
Um Abhilfe zu schaffen, rät die Studie zu einer Art Spagat: Zum einen sollten Ältere (auch Renterinnen und Rentner) gewonnen werden, die noch etwas Neues anfangen oder Auslandserfahrung sammeln wollten. Zum anderen sollte auf die Anwerbung junger Nachwuchskräfte aus den Hochschulen nicht verzichtet werden, sofern sie, wenn sie keine Berufserfahrung haben, wenigstens solide theoretische Kenntnisse in der zivilen Konfliktbearbeitung aufweisen. Darüber hinaus gelte es, Rückkehrer aus der EZ stärker anzusprechen und nicht zuletzt im Zusammenschluss der Trägerorganisationen, dem Konsortium ZFD, besser bei der Rekrutierung zusammenzuarbeiten. Noch immer gäben viele der Träger dem eigenen Vorteil und dem Selbsterhalt Vorrang vor der Abstimmung untereinander und der Entwicklung gemeinsamer Perspektiven, sagt Rainer Zimmer-Winkel, der jahrelang Regionalkoordinator Nahost des forumZFD in Jerusalem war und das Verhältnis der Trägerorganisationen im Konsortium gut kennt.
Carsten Montag, der Sprecher des Konsortiums, sieht es nicht ganz so dramatisch und spricht lieber von der Notwendigkeit „Strukturen zu stärken“ und „organisches Wachstum zu fördern“. Und der Geschäftsführer der Trägerorganisation forumZFD, Heinz Wagner, plädiert dafür, die Mittelzuweisung eher langsamer zu steigern als zuletzt beim Sprung von 19 auf 30 Millionen Euro. Dafür sollten die Steigerungen verlässlich sein und die BMZ-Etatzuweisungen nicht jedes Jahr aufs Neue zu einer Zitterpartie für die Träger werden. Wie es mit dem ZFD weitergeht, wird nicht zuletzt davon abhängen, was die bei einem Schweizer Institut in Auftrag gegebenen Wirksamkeitsstudien ergeben. Die acht Feldstudien sollen 2010 vorliegen und nicht nur einzelne Projekte, sondern auch die Erfolge und Misserfolge des Dienstes in ganzen Regionen erfassen.
Désiré Nzisabira, der afrikanische ZFD-Koordinator in Uganda, dämpft im Internetforum „dieGesellschafter.de“ überzogene Erwartungen: „Frieden kann nicht herbeiorganisiert werden“. Mit den zurzeit 200 Friedensfachkräften weltweit könnten Zeichen gesetzt werden. Aber selbst mit 2000 Fachkräften ließe sich Frieden in Konfliktregionen nicht erzwingen. Doch darum ist es dem ZFD auch gar nicht zu tun. Es geht um Hilfestellung dabei, aus eigener Kraft Frieden zu machen.