Ein neues Mantra der Entwicklungshilfe lautet: am besten öffentliches Geld nutzen, um private Anleger anzulocken und so den Geldfluss in arme Länder zu vervielfachen. Eine Spielart davon verkünden die OECD und der United Nations Capital Development Fund (UNCDF), der im globalen Süden lokale Investitionen fördert, in ihrer neuen Studie. Sie betrachtet die Finanzflüsse in am wenigsten entwickelte Länder (LDCs). Weil die wenig Direktinvestitionen von Unternehmen bekommen und viel zu wenig Entwicklungshilfe, um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, böten ihnen gemischte öffentlich-private Geldflüsse eine große Chance. Die könnten zum Beispiel mittelgroßen Firmen im Süden Kredite verschaffen, die sie von kommerziellen Banken kaum bekommen.
Dies kann durchaus sinnvoll sein. Insgesamt steht aber die optimistische Bewertung gemischter Geldflüsse im Widerspruch zu den Ergebnissen der Studie. Zum Beispiel heißt es da, dass LDCs von diesen Geldflüssen kaum etwas abbekommen und dieses wenige sich auf nur fünf LDCs konzentriert, von denen drei bedeutende Rohstoffvorkommen haben. Auch ist der Anteil des privaten Kapitals an gemischten Geldflüssen laut der Studie in LDCs deutlich geringer als in Ländern mit mittlerem Einkommen. Offenbar sind private Anleger kaum interessiert. Am ehesten reizen sie der Energie- und der Finanzsektor im Süden.
Die OECD und der UNCDF warnen, dass solche Geldflüsse auch riskant sind. Welche Entwicklungswirkungen sie tatsächlich haben, betrachten sie aber nicht genauer. Stattdessen stellen sie Kriterien auf, wie man das Instrument besser einsetzen kann. Mit anderen Worten: Es mag bisher kaum funktionieren, aber theoretisch ginge es – und es muss gehen, weil wir auf das viele private Geld angewiesen sind. Welch schwache Begründung für das Rezept. (bl)
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