Der aktuelle Bericht „State of Peace and Security in Africa“ 2019, den das Institute for Peace and Security der Universität Addis Abeba jedes Jahr herausgibt, zeigt diesmal ein gemischtes Bild. Wie in den Vorjahren gab es zahlreiche Gewaltkonflikte, und in ganz Afrika verzeichnen die Forscher eine Vielzahl von nichtstaatlichen bewaffneten Akteuren (non-state armed actors, NSAA). In Nigeria und Somalia zählten die Forscher im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr die meisten neuen Gewalttäter. Nigeria sei eines der vier tödlichsten Länder für Zivilisten – vor allem wegen der Terrorgruppe Boko Haram, aber auch wegen Kämpfen zwischen nomadischen Viehzüchtern und Ackerbauern. Die Sicherheit habe sich 2018 unter anderem auch in der Demokratischen Republik Kongo und in Kamerun verschlechtert – hier wegen der Verfolgung der anglophonen Minderheit und wegen des autoritären Regimes von Präsident Paul Biya.
Trotz einer Zunahme der NSAA starben die meisten Zivilisten 2018 wie bereits im Vorjahr bei Konflikten zwischen staatlichen Kräften und Bürgerprotesten. Dass es mehr friedliche Demonstrationen, aber auch gewalttätige Proteste gab, hänge damit zusammen, dass die Bevölkerung mehr Rechte einfordert und zum Beispiel gegen Arbeitslosigkeit, Korruption und Diskriminierung auf die Straße geht. Doch darauf reagierten manche Regierende wiederum mit brutaler Unterdrückung, Verhaftungen und Morden. Einzige Ausnahme von diesem Trend sei Südafrika, wo es bei insgesamt 979 Protestveranstaltungen im Jahr 2018 keine Todesopfer gab.
Die Forscher folgen der Klassifizierung, mit der das Heidelberg Institute for International Conflict Research (HIIK) Konflikte nach Intensität unterscheidet – von gewaltlos bis hin zum Krieg. Die Definitionen der unterschiedlichen Gewaltakteure – ob staatlich oder nichtstaatlich, ob Rebelle oder friedlicher Protestler – sind für Laien schwer nachvollziehbar. Dennoch schaffen die Forscher in der Studie einen guten Überblick über Konfliktherde in Afrika und ordnen diese auch historisch und politisch ein.
Friedensbemühungen am Horn von Afrika
Neben Konflikten sind auch die Auswirkungen von Naturkatastrophen ein Hauptgrund für Unsicherheit infolge von Seuchen, Zerstörungen und Tod. Allein 28 Länder waren im vergangenen Jahr in irgendeiner Form von solchen Katastrophen betroffen, bei denen Hunderte Menschen starben und die Tausende Bewohner zur Flucht aus ihrer Heimat zwangen.
Als Errungenschaften im vergangenen Jahr würdigen die Forscher die Friedensbemühungen am Horn von Afrika mit der Annäherung zwischen Eritrea und Äthiopien und zwischen Eritrea und Dschibuti. Ausführlich werden diese im zweiten Teil des 90-seitigen Reports thematisiert. Auch dass 2018 in 27 Ländern gewählt wurde, auf lokaler Ebene bis hin zum Präsidenten, sei erfreulich. Insgesamt leben drei von vier Afrikanern in Ländern, in denen sich die Regierungsführung 2018 deutlich verbessert habe, so die Forscher. Das Wirtschaftswachstum war insgesamt besser als im Vorjahr. Besonders hervorzuheben sei das Freihandelsabkommen für ganz Afrika, das bis April 2019 die fürs Inkrafttreten notwendigen 22 Staaten ratifiziert haben. Der Bericht sieht einen Trend zu stärkerer Zusammenarbeit zwischen afrikanischen Staaten sowie mit den UN und der EU. (mek)
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