Zehn Tage lang hatten Regierungsvertreter und die Führer von 14 Milizen unter Leitung der AU in der sudanesischen Hauptstadt Khartum zusammengesessen, bis Anfang Februar endlich das achte Friedensabkommen in sechs Jahren unterzeichnet werden konnte. Im Unterschied zu früheren Abkommen wurde dieses Mal beschlossen, die Milizen in die Regierung einzubinden. Der Kommissar für Frieden und Sicherheit bei der AU, Smail Chergui, sprach von einem großen Tag für die ZAR und das gesamte Volk des Landes. Und Firmin Ngrebada, Leiter der Regierungsdelegation, betonte, das Abkommen ermögliche dem Volk der ZAR, „den Weg der Versöhnung, Eintracht und Entwicklung einzuschlagen“.
Die katholische Kirche ist deutlich skeptischer. „Wir sehen leider wenig Anlass, darauf zu vertrauen, dass dieses Abkommen der Bevölkerung endlich Frieden bringt“, sagte der Generalsekretär der zentralafrikanischen Bischofskonferenz Joseph Tanga-Koti. Das sei „unwahrscheinlich“, insbesondere wenn es um Fragen der Wahrheit und der Gerechtigkeit gehe. Tanga-Koti appellierte an die internationale Gemeinschaft, die legitime Armee der ZAR zu stärken.
Wiederholt hatte die katholische Kirche in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass der Krieg kein rein zentralafrikanischer Konflikt zwischen ethnischen oder religiösen Gruppen sei, sondern dass für die Milizen auch Söldner aus dem Sudan, Tschad, Niger, Kamerun und Uganda kämpften. Auch gehe es bei den Auseinandersetzungen nicht um Religion, sondern um die Kontrolle von Weidegebieten und von Rohstoffen wie Gold, Diamanten, Quecksilber und Uran. Ein Viertel der knapp fünf Millionen Einwohner musste wegen der gewaltsamen Auseinandersetzungen fliehen, entweder in andere Gebiete oder in Nachbarländer.
Besonders deutliche Worte fand Juan-José Aguirre Muños, der Bischof von Bangassou im Süden des Landes. Die Bevölkerung der ZAR habe nichts von dem Abkommen; es begünstige nur die Rebellen, die alle radikalisiert oder kriminell seien und ihre Waffen aus den arabischen Ländern hätten. Bemerkenswert findet Muños, dass die Verhandlungen in Khartum und nicht in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba stattgefunden haben, dem Sitz der AU. Der Bischof vermutet, das hänge damit zusammen, dass einige Rebellenführer vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht werden. In Äthiopien hätten sie verhaftet werden können, der Sudan dagegen hat den Gerichtshof nicht anerkannt. „Die Rebellen erheben Anspruch auf das Amt des Premierministers mit dem Ziel, das Land in zwei Teile zu spalten“, sagte Muños. „Die arme Bevölkerung zahlt dafür den Preis.“
Wie brüchig das Abkommen ist, zeigte sich bereits vier Wochen nach der Unterzeichnung. Bei der Neubildung der Regierung Anfang März waren nur unwichtige Ressorts an Rebellenvertreter vergeben worden. Sechs der 14 Gruppen waren bei der Postenvergabe ganz leer ausgegangen. Daraufhin hat die Volksfront der Zentralafrikanischen Renaissance (FPRC) ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Regierung aufgekündigt. Und die Demokratische Zentralafrikanische Volksfront (FDPC) beschuldigt die Regierung, sie habe das Friedensabkommen gebrochen.
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