Leben nach dem Krieg

Somalia
Die somalische Regierung versucht, Aussteiger der Terrormiliz Al-Shabaab zu reintegrieren. Eine regelrechte Umerziehung ist dazu gar nicht nötig.

Seit fast 30 Jahren herrschen in Somalia Gewalt und mal mehr, mal weniger großes politisches Chaos. 2006 gründete sich die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab, die seitdem den wechselnden somalischen Regierungen und der Militärmission der Afrikanischen Union das Leben schwer macht. Seit ein paar Jahren versucht die Regierung, Al-Shabaab-Kämpfer aus der Miliz zu lösen und in die Gesellschaft zu reintegrieren.

Dazu hat sie über das Land verteilt vier Rehabilitierungszentren eingerichtet, in denen Aussteiger, die nicht zum harten Kern, sondern eher zu Mitläufern gehören, auf ein ziviles Leben vorbereitet werden sollen. Fachleute einer britischen Beratungsfirma haben in einem der Zentren mitgearbeitet und fassen in einer Studie ihre Erkenntnisse zusammen.

Das Fußvolk ausdünnen

Demnach ist schwer zu beurteilen, wie erfolgreich die Bemühungen der somalischen Regierung sind – vor allem wenn die Kampfstärke von Al-Shabaab als Erfolgskriterium gilt. Die Schlagkraft der Miliz hänge von derart vielen Faktoren ab, dass sich der Einfluss eines einzelnen Aussteigerprogramms nicht messen lasse. Die bisherige Arbeit gibt laut der Studie aber Hinweise darauf, wie sich das Fußvolk von Al-Shabaab ausdünnen lässt.

Seit dem Start des Programms wurden 241 Männer rehabilitiert und in die Gesellschaft entlassen. Warum schließen sich junge Männer, die nicht zum ideologisch gefestigten harten Kern gehören, überhaupt Al-Shabaab an? Die Gründe sind laut der Studie meistens profan: Suche nach Anerkennung, Hoffnung auf ein ordentliches Einkommen – oder auch das Versprechen der Miliz, dem neuen Kämpfer eine Ehefrau zu beschaffen. Religiöse Gründe nannten die von den Autoren befragten Aussteiger selten.

Schlechtes Gewissen fördert den Ausstieg

Ebenso profan sind die Gründe, warum Kämpfer wieder aussteigen wollen: Die Bezahlung war nicht so gut wie erhofft, das schlechte Gewissen gegenüber der Familie wurde zu groß oder auch die Angst, getötet zu werden. Einige nannten außerdem ihre Abscheu vor der brutalen Gewalt gegen Zivilisten als Grund.

Für die Rehabilitierung und Reintegration der Ex-Kämpfer sei eine regelrechte Umerziehung nicht nötig, heißt es in der Studie. Sie müssten einfach die Aussicht auf ein normales Leben in der Gesellschaft erhalten. Wichtig sei deshalb, dass sie schon während ihres Aufenthalts im Rehabilitierungszentrum Kontakt zur Familie und zur Gemeinschaft knüpfen, in die sie zurückkehren möchten.     

Die Aussteiger absolvieren im Rahmen des Programms eine Berufsausbildung, um später ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Denn ein geregeltes Einkommen zu verdienen sei entscheidend dafür, dass sie sich nicht doch wieder der Terrormiliz anschließen.

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