Wälder zu erhalten gilt als entscheidend für den Klima- und Artenschutz. Doch wie viel Wald jedes Jahr verloren geht, ist unklar: Die beiden wichtigsten Datenquellen liefern völlig unterschiedliche Ergebnisse. Woran das liegt und wie man der Wahrheit näherkommt, untersucht der Umweltjournalist Fred Pearce in der Fachpublikation Yale e360.
Die eine große Datenquelle, Global Forest Watch (GFW), beruht auf Satellitenbildern. Sie zeigt etwa zehnmal höhere Waldverluste als die andere, das Global Forest Resources Assessment (GFA) der FAO. Dort sind Daten der Regierungen über Landnutzung ausgewertet; als Wald zählt, so Pearce, was Staaten so klassifizieren – egal ob dort noch Bäume stehen. Dafür werte GFW alle Waldverluste auf Satellitenbildern als dauerhaft und ignoriere, dass häufig Bäume nachwachsen.
Vier Ursachen für Waldverlust
Den Weg zu einem realistischen Bild weist laut Pearce eine neue Studie. Sie unterscheidet die vom GFW erfassten Waldverluste nach vier Ursachen: Umwidmung in Agrar- oder Bauland, Waldbrände, Wanderfeldbau in den Tropen sowie Holzwirtschaft. Im ersten Fall gehe Wald dauerhaft verloren, in den anderen wachsen oft Bäume nach. Je grob ein Viertel der globalen Waldverluste gehen laut der neuen Studie auf jede der vier Ursachen zurück, schreibt Pearce. Demnach sei ein gutes Viertel der von GFW erfassten Einbußen dauerhaft – überwiegend in Südamerika und Südostasien, wo Wälder für Palmöl- und Sojaplantagen fallen. Eine weitere neue Studie zeige, dass im südlichen Afrika viele Bäume verschwinden, aber auch anderswo neue wachsen – der Waldbestand ist dynamischer als gedacht.
Inwieweit es ökologisch gesehen besser wäre, bestehende Wälder zu schützen, ist laut Pearce unklar. Klar seien aber zwei Schlüsse für den Klimaschutz: Man müsse die Umwandlung von Wald in Agrarland besonders an den Brennpunkten Südamerika und Südostasien stoppen. Und man solle nicht nur auf Waldschutz schauen: Aufforstung und Renaturierung früherer Waldflächen könnten mehr als gedacht zur Bindung von Kohlenstoff beitragen. (BL)
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