Der frühere Kricketstar Imran Khan hat mit seiner Partei die Wahlen in Pakistan gewonnen und führt die neue Regierung. Wie hat er so viele Stimmen gefangen?
Er hat kaum konkrete Pläne vorgelegt, sondern allgemeine Versprechen gemacht wie ein „neues Pakistan“, eine Besserung der Wirtschaftslage und Korruptionsbekämpfung. Sein Wahlsieg hat vor allem damit zu tun, dass die anderen Parteien sich diskreditiert haben, unter anderem wegen Korruption. Die beiden großen sind zu Regionalparteien abgesunken: Die PPP der Familie Bhutto dominiert nur noch in der Provinz Sindh, und der Hauptflügel der Muslimliga von Nawaz Sharif ist nur im Punjab noch sehr stark.
Hat mit Khan der Kandidat des Militärs gewonnen?
Das ist in Pakistan umstritten. Das Oberkommando des Heeres hat sicher Khan vorgezogen. Aber es ist nicht klar, ob es ihn als seinen Kandidaten ansah oder nur als das kleinere Übel. Es ist offen, wie stark die Offiziere jetzt mitregieren oder ob sie nur allgemeine Vorgaben zu den Schlüsselfragen Kernwaffen, Afghanistan und Verhältnis zu Indien machen wollen. Das Militär behält sich vor, nationale Interessen und rote Linien zu definieren.
Wie frei kann Khan regieren?
Es stärkt seine Position, dass seine Partei auch in der nordwestlichen Provinz und vor allem im Punjab, wo über die Hälfte der Bevölkerung lebt, die Regierung führt. Dort hat Khan ein Bündnis gegen die stärkste Partei, die Muslimliga, erreicht. Auf der anderen Seite ist er im nationalen Parlament auf kleinere Parteien und Unabhängige angewiesen. Und Pakistan steckt in einer Wirtschaftskrise. Ärmere Schichten erwarten, dass sozial Notwendiges bis hin zu Nahrungsmitteln stärker subventioniert wird. Das Land ist aber verschuldet und man diskutiert schon, ob es ein Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds braucht, das den Spielraum stark einengen würde.
Wie groß ist der Einfluss radikal-islamischer Gruppen?
Ihre Allianz hat knapp fünf Prozent der Stimmen gewonnen, ähnlich wie bei den meisten früheren Wahlen. Ihr Einfluss ist auch deshalb größer als ihr Wählerpotenzial, weil die PPP und die Muslimliga früher opportunistisch ihre Anliegen aufgegriffen haben. Imran Khan hat sie nun nicht in die Regierungsbildung einbezogen, obwohl er ihre 12 Parlamentarier gut brauchen könnte. Viele hatten das anders erwartet.
Das Gespräch führte Bernd Ludermann.
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