Übervater der Herzen

epd-bild / Henner Frankenfeld
Mandela1
Nelson Mandela
Auch fünf Jahre nach seinem Tod ist Nelson Mandela eine politische Ikone. Sein Name steht bis heute für Frieden und Freiheit, Weisheit und Güte, Hoffnung und Gerechtigkeit. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.

Frankfurt a.M., Pretoria (epd). Als Freiheitskämpfer war Nelson Mandela einst der berühmteste Gefangene der Welt, der 27 Jahre in Südafrika in Haft saß. Nach seiner Freilassung einte er sein zerrissenes Land und führte Schwarze und Weiße in Südafrika zusammen, zumindest vorübergehend. Sein Lebensweg und seine unbeugsame Haltung beeindruckten Menschen rund um die Welt.

Politisierung im Studium

Als er am 18. Juli 1918 in einem kleinen Dorf in der Provinz Ostkap auf die Welt kam, gaben ihm seine Eltern den Namen Rolihlala, in der Xhosa-Sprache bedeutet das: Unruhestifter. Und das war Mandela, lange bevor er zum Übervater der Nation wurde. Den Vornamen Nelson bekam er in einer Missionsschule verpasst. Sein Vater starb früh. Mandela studierte Jura und entdeckte an der Universität den Afrikanischen Nationalkongress (ANC), der für die Rechte der schwarzen Mehrheit eintrat. Mit seinem Freund Oliver Tambo gründete er 1944 die ANC-Jugendliga, acht Jahre später eröffneten die beiden als erste Schwarze eine Rechtsanwaltskanzlei in Südafrika.

1960 wurde der ANC verboten, Mandela ging in den Untergrund und sprach sich für den bewaffneten Kampf aus. Zwei Jahre später wurde er verhaftet, vermutlich auf Betreiben der CIA. "Ich hoffe auf eine demokratische und freie Gesellschaft, in der alle Menschen in Gleichheit und Harmonie zusammenleben können", erklärte Mandela vor Gericht, bevor er 1964 im Rivonia-Prozess wegen Verschwörung und Sabotage zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. "Es ist ein Ideal, für das ich lebe, aber wenn es sein muss, bin ich auch bereit, dafür zu sterben."

"Free Mandela" wurde zum Kampfruf der Anti-Apartheid-Bewegung

Mit seiner Haft begann der Mythos Mandela erst. "Free Mandela" wurde zum Kampfruf der Anti-Apartheid-Bewegung auf der ganzen Welt. 27 Jahre lang saß er hinter Gittern, davon viele Jahre auf der Gefängnisinsel Robben Island, musste im Steinbruch arbeiten. Am 11. Februar 1990 kam Mandela frei, im Alter von 71 Jahren, und forderte kurz darauf vor Zehntausenden in Soweto Freiheit für alle, nicht nur für die schwarze Mehrheit. 1994 gewann er mit dem ANC die erste freie Wahl, wenige Monate nachdem er zusammen mit dem weißen Ex-Präsidenten Frederik Willem de Klerk den Friedensnobelpreis entgegengenommen hatte.

Innenpolitisch warb Mandela für Versöhnung. Global nutze der erste schwarze Präsident des Landes seine Strahlkraft und seinen Einfluss, um für Vertrauen in das neue Südafrika zu werben. Nach fünf Jahren, auf dem Höhepunkt seiner Macht, hörte Mandela auf: Nicht nur in Afrika ist das bis heute eine Seltenheit. Er gründete eine Stiftung, kämpfte gegen die Aids-Epidemie und gründete - mit 89 Jahren - einen "Weltrat der Ältesten" aus prominenten Un-Ruheständlern wie ihm.

Mit 80 heiratete Mandela zum dritten Mal: Die Witwe des mosambikanischen Präsidenten Samora Machel, Graça. Die Ehe mit der umstrittenen ANC-Kämpferin Winnie Mandela war 1996 endgültig in die Brüche gegangen. In seinen letzten Lebensjahren genoss der sechsfache Vater sein Familienleben mit Enkeln und einer wachsenden Schar von Urenkeln.

Als sein einziger Sohn 2005 an der Immunschwäche starb, brach Mandela das Schweige-Tabu: "Lasst uns über Aids sprechen und es wie eine normale Krankheit behandeln." Es war einer seiner letzten öffentlichen Auftritte. Am 5. Dezember 2013 erlag er im Alter von 95 Jahren einem Lungenleiden. Nicht nur Südafrika, die ganze Welt trauerte. Der damalige US-Präsident Barack Obama ehrte Mandela als "letzten großen Befreier des 20. Jahrhunderts", der Gesetze, aber auch Herzen verändert habe.

Neuen Kommentar hinzufügen

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
CAPTCHA
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Roller aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.

Schlagworte

Dies ist keine Paywall.
Aber Geld brauchen wir schon:
Unseren Journalismus, der vernachlässigte Themen und Sichtweisen aus dem globalen Süden aufgreift, gibt es nicht für lau. Wir brauchen dafür Ihre Unterstützung – schon 3 Euro im Monat helfen!
Ja, ich unterstütze die Arbeit von welt-sichten mit einem freiwilligen Beitrag.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!