Afrikas Heroinküste

Drogenhandel
Große Mengen an Drogen werden über die Häfen in Ostafrika nach Europa geschmuggelt. Wissenschaftler haben untersucht, wer davon vor allem profitiert und welche Gefahren davon ausgehen.

Die Menge an Heroin, die von Afghanistan über Häfen und kleine Anlegestellen entlang der ost- und südafrikanischen Küste in westliche Länder gebracht wird, ist laut einem Bericht von drei Wissenschaftlern für das EU-finanzierte Projekt ENACT (Enhancing Africa’s response to transnational organized crime) in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die bisherigen Schätzungen von bis zu 40 Tonnen pro Jahr müssten nach oben korrigiert werden – genaue Zahlen liegen jedoch nicht vor.

Das liege an der erhöhten Produktion, aber auch daran, dass die bisher vor allem genutzte Route über die Balkan-Staaten für die Händler gefährlicher geworden sei. Die sogenannte „Südroute“ habe sich zu einem „integrierten regionalen kriminellen Markt“ entwickelt, der auch immer mehr Drogenkonsumenten in den beteiligten Ländern beliefere.

In Mombasa gehen Drogenhändler in die Politik

Die Wissenschaftler, Experten für organisiertes Verbrechen, analysieren, wie der Drogenhandel in den Küstenländern von Somalia bis Südafrika in die lokale und regionale Wirtschaft eingebettet ist und welche Verbindungen zwischen Händlern und Politikern bestehen. Sie haben für ihren Bericht mehr als 240 Interviews in sieben Ländern geführt.

Dabei haben sie interessante Unterschiede gefunden: In der kenianischen Hafenstadt Mombasa etwa hätten Drogenschmuggler direkt für politische Ämter kandidiert – und gewonnen. In Mosambik hätten sie ihr Geschäft mit stillschweigendem Einverständnis der politischen Eliten und zum beiderseitigen Nutzen gefestigt.

In diesen Ländern spiele Geld aus dem Drogenhandel eine große Rolle, um politische Kampagnen oder Patronagenetzwerke zu finanzieren, heißt es in dem Bericht. In Tansania dagegen habe Präsident John Magufuli mit einer Reihe von Reformen begonnen, um die Beziehungen zwischen Kriminellen und Politikern zu unterbinden. Und in Südafrika könne keine direkte Beteiligung politischer Akteure am Heroinhandel nachgewiesen werden.

Mehr Drogensüchtige in Afrika als angenommen

Der Heroinkonsum im südlichen und östlichen Afrika sei weitaus höher als allgemein angenommen, schreiben die Autoren. Das gelte vor allem für Südafrika: Dort spritzten laut dem Weltdrogenbericht 2017 mehr als 75.000 Menschen die Droge, die Zahl der Raucher liege weit darüber. Aids und Hepatitis C seien unter Heroinabhängigen deutlich weiter verbreitet als in der übrigen Gesellschaft. In den meisten Ländern fehlten Behandlungsmöglichkeiten wie Substitutionstherapien.

Die Autoren des Berichtes fordern eine stärkere Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen und staatlichen Kräften in den Ländern der „Südroute“ und eine bessere Überwachung der Küsten, um den Schmuggel zu unterbinden. Die politischen Entwicklungen in Tansania und möglicherweise in Südafrika, wo mit Cyril Ramaphosa in diesem Jahr ein neuer Präsident an die Macht gekommen ist, geben ihnen Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

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