Worum ging es bei den Verhandlungen in Bonn?
Ein Schwerpunkt waren die technischen Verhandlungen zum sogenannten Regelwerk des Pariser Abkommens. Die sind wichtig, damit das Abkommen umgesetzt werden kann. Beispielsweise geht es um die Klimaschutzpläne der einzelnen Länder: Sie sollen vergleichbar und überprüfbar sein, um kontinuierlich verbessert werden zu können.
Gab es da Fortschritte?
Es ist ziemlich zäh vorangegangen. Eine Gruppe von Ländern will, dass die Regierungen nicht nur über die Verringerung der Emissionen berichten, sondern auch, was sie für die Anpassung an den Klimawandel und für die internationale Klimafinanzierung tun. Gerade Entwicklungsländer haben manche Zusagen an die Bedingung geknüpft, dass sie die nötige finanzielle Unterstützung bekommen. Deshalb ist wichtig, dass die Staaten nicht bloß über Emissionsminderungen Rechenschaft ablegen. Genau das wollen einige Industrieländer: Sie wollen die Berichte möglichst schlank halten.
Um nicht darlegen zu müssen, ob sie ihre Finanzzusagen einhalten?
Ja. Beim Streit über die Finanzen sehe ich kaum Fortschritte. Mehr Geld ist für die Entwicklungsländer aber eine Grundbedingung bei der Umsetzung des Paris-Abkommens. Das wird in Polen ein großes Thema werden.
Ist man bei höheren Verpflichtungen auf Emissionsminderungen vorangekommen?
Dazu hat in Bonn der sogenannte Talanoa-Dialog stattgefunden; der folgt einer Tradition in Fidschi, sich auf Augenhöhe und mit Geschichten zu verständigen. Ich habe gehört, das hat in vielen Arbeitsgruppen gut geklappt, die Atmosphäre war gut.
Erwarten Sie, dass die gute Stimmung in stärkere Klimaschutzzusagen mündet?
Das kann man noch nicht einschätzen. Es hängt auch davon ab, was bis zur Konferenz in Polen noch passiert. Im September beraten in Kalifornien Städte und Regionen, was sie tun können, wenn der Klimaschutz auf nationaler Ebene zu wenig vorankommt. Und der Weltklimarat veröffentlicht im Herbst seinen Sonderbericht, ob und wie man das 1,5-Grad-Limit noch einhalten kann. Wenn darin steht, dass man sehr viel mehr tun muss, wird das hoffentlich die Verhandlungen in Polen beeinflussen.
Das Gespräch führte Bernd Ludermann.
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