Beim Saufen ist es wie mit anderen Künsten. Es gibt Naturtalente, andere müssen mehr üben, um die Wirkung des Alkohols kennen- und einschätzenzulernen. Kalt erwischt hat es den neuen Chef des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, Peter Sands. Der ist im Januar eine Partnerschaft mit dem Bierbrauer Heineken eingegangen, was ihm schnell einen ziemlichen Kater beschert hat. Die Idee: Heineken transportiert in seinen Bierkutschen Medikamente in schwer erreichbare Regionen, etwa im afrikanischen Busch, und darf dafür mit seinem Engagement für den Fonds werben. Gesundheit und Alkohol? Für Peter Sands sind das geradezu siamesische Zwillinge.
Aber dann das böse Erwachen wie nach einer durchzechten Nacht. Im März hat der Fonds den Deal schon wieder gekündigt, nachdem Ungeheuerliches zutage kam: Heineken habe Frauen als Bierverkäuferinnen eingesetzt – und zwar so, dass sie der Gefahr sexueller Belästigung ausgesetzt gewesen seien. Beim Globalen Gesundheitsfonds war man offenbar davon ausgegangen, dass Bierverkaufen ähnlich läuft wie das Verteilen der Hostie im Gottesdienst.
Der Fonds ist aber nicht die einzige internationale Organisation mit einem Alkoholproblem. Das UN-Institut für Training und Forschung UNITAR brauchte einen Partner für eine neue Initiative zum Thema Sicherheit im Straßenverkehr. Wer liegt da näher als der weltgrößte Bierkonzern Anheuser-Busch? Immerhin sind Verkehrsunfälle laut der Weltgesundheitsorganisation die weltweit häufigste Todesursache bei 15- bis 29-Jährigen – und zwar auch deshalb, weil viele junge Leute nie die Gelegenheit hatten, vernünftig trinken zu lernen. Die neue öffentlich-private Partnerschaft schafft hier Abhilfe: UNITAR veranstaltet in aller Herren Länder Trainings und Fortbildungen, und Anheuser-Busch liefert die Getränke. Na denn, Prost.
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