"Unser komfortables Leben ist nicht selbstverständlich"

Bewegungsmelder
Wir fragen Menschen aus der Szene, was sie motiviert und wo sie an Grenzen stoßen. Dieses Mal: Kassandra Kate Ramey, Jugend­botschafterin der Organisation ONE gegen extreme Armut.

Was machen Sie als Jugendbotschafterin?
Als eine von rund 50 ONE-Jugendbotschafterinnen in Deutschland spreche ich Politikerinnen und Politiker – vor allem aus meinem Bonner Wahlkreis – auf entwicklungspolitische Themen an:  etwa darauf, was sich weltweit gegen Armut tun lässt. Ich schreibe ihnen Briefe, rufe sie an und besuche sie auch persönlich. Bei der Bundestagswahl forderten wir die Kandidaten mit einer Petition dazu auf, sich in Zukunft für die Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen, und klärten sie auch über die Lage von Frauen in Entwicklungsländern auf. Außerdem wirke ich an Informationsveranstaltungen und Workshops in meinem Wohnort Bonn mit. 

Was motiviert Sie dabei?
Ich habe mich schon auf der Schule für das internationale Geschehen interessiert. Meine Mutter stammt aus den Philippinen. Schon früh hat sie mir erzählt, dass das komfortable Leben, das wir hier führen, nicht selbstverständlich ist. Dass auf den Philippinen viele Kinder auf der Straße leben, aus Armut. Das hat mich als Kind zum Nachdenken gebracht, und es beschäftigt mich noch heute sehr.

Was war bislang Ihr größtes Highlight?
2015 durfte ich mit ONE als Vertreterin für Deutschland nach New York fahren, um zusammen mit Bono und Malala Yousafzai dem damaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die internationale Petition „Poverty is sexist“zu  überreichen. Dabei habe ich viele engagierte Menschen getroffen, wichtige Organisationen kennengelernt und an einer UN-Sitzung zum Start der globalen Partnerschaft für Entwicklungsdaten teilgenommen. Das hat mich sehr motiviert.

Welche Schwierigkeiten bringt Ihre Aufgabe mit sich?
Es gelingt uns nicht immer, Menschen richtig anzusprechen. Einmal haben wir mittags an der Uni einen Infostand vor der Mensa organisiert, an dem wir auch Unterschriften für Petitionen sammeln wollten. Aber die Studierenden waren vor allem hungrig und wollten einfach nur in Ruhe essen. Daraus haben wir gelernt: Man muss auch an die Adressaten denken. Das nächste Mal machen wir so einen Stand eher zur Kaffeezeit. 

Mit wem würden Sie gern einmal streiten?
Ich könnte den ganzen Tag mit Donald Trump streiten. Allerdings glaube ich nicht, dass dabei viel herauskommen würde. Unsere Lobbygespräche sind dagegen oft konstruktive Streitgespräche – wenn sie gut laufen, haben hinterher beide etwas gelernt.

Das Gespräch führte Barbara Erbe.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2018: Diaspora: Zu Hause in zwei Ländern
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