"Gelbe Karte“ für Fischräuber

Vietnam
Die Europäische Union (EU) hat Vietnam die „gelbe Karte“ erteilt, weil das Land nicht genug gegen illegale Fischerei unternimmt. Das ist zunächst nur eine Warnung, Handelssanktionen sind damit nicht verknüpft.

Nach fünf Jahren Diskussion mit der Regierung in Hanoi hat die EU-Kommission Vietnam auf die Liste der Länder gesetzt, denen ein Verbot für die Einfuhr ihrer Fische und Fischprodukte in die EU droht. Sie wirft dem Land vor, seine Hochseefischer und die Anlandung des Fangs in seinen Häfen nicht ausreichend zu kontrollieren. Zudem gebe es keine effektiven Sanktionen gegen die illegale Fischerei. Vietnam unternehme zu wenig gegen solche Aktivitäten vietnamesischer Fischer in den Gewässern der Nachbarländer und der pazifischen Inselstaaten, die mit der EU im Cotonou-Abkommen verbunden sind.

Die Kommission setzte keine Frist für neue Regelungen, aber informell war zu hören, dass Ergebnisse bereits in den nächsten sechs Monaten erwartet würden. Das hat auch der vietnamesische Fischereiverband (VASEP) so verstanden. Gut ein Viertel der vietnamesischen Fischexporte geht in die EU, und laut der vietnamesischen Nachrichtenagentur VNA ist die Branche entsprechend nervös. Das Warnsignal aus Brüssel löste eine Debatte im Parlament aus. Es brachte Anfang November ein erstes Paket mit neuen Regeln zur besseren Kontrolle bei Anlandungen und beim Export auf den Weg.

Vietnam hat wegen illegaler Fischerei Ärger mit Brunei, Kambodscha, Thailand, Indonesien, Malaysia und den Philippinen. Hunderte Fischer wurden in diesen Ländern laut dem vietnamesischen Fischhandelsverband festgenommen. Nach Angaben der Küstenwache wurden allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres 16 vietnamesische Boote in Australien, Papua-Neuguinea, Malaysia und Kambodscha wegen illegaler Fischerei aufgebracht.

Indonesien ließ Anfang Oktober 239 vietnamesische Fischer frei; bereits im Juni waren dort 690 Männer auf freien Fuß gesetzt worden, die dort teils monatelang festgesetzt waren. Australien verschrottete im vergangenen Jahr in einer spektakulären Aktion zwei vietnamesische Fischereiboote und verurteilte 30 vietnamesische Fischer, die im Naturschutzgebiet der Korallen-See geräubert hatten.

Vietnam ist nicht das einzige Land in der Region, dem die EU-Kommission mangelnde Kontrollen vorhält. Auf ihrer Liste finden sich viele Inselstaaten, die mit einer „gelben“ oder „roten Karte“ für Importverbote bedacht worden sind, darunter Kambodscha, die Komoren und Sri Lanka. Die Europäische Union bietet den verwarnten Staaten Hilfen an, ihre Gewässer und Häfen besser zu kontrollieren. Doch Staaten wie Kiribati, Tuvalu oder Vanuatu, deren Inseln über weite Hoheitsgewässer verstreut sind, können auch mit dieser Unterstützung nur schwer gegen Räuber der Meere vorgehen.

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erschienen in Ausgabe 12 / 2017: Internet: Smarte neue Welt
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