Wie geht's weiter im Südsudan?

UN Photo/Nektarios Markogiannis

Schlagen sich die USA auf die Seite der Opposition? UN-Botschafterin Nikki Haley bei ihrem Besuch im Südsudan Ende Oktober.

Expertenfrage
Marina Peter, Beraterin für das Horn von Afrika und Ostafrika bei Brot für die Welt, über den Stillstand bei den Friedensverhandlungen und die gefährlichen Pläne der USA.

Im Südsudan scheint sich politisch nichts mehr zu bewegen. Stimmt das?
Seit einigen Wochen bemüht sich die Regionalorganisation von Staaten in Nordostafrika IGAD, das Friedensabkommen von 2015 wiederzubeleben. Das haben die beiden Konfliktparteien, Präsident Salva Kiir und sein früherer Stellvertreter Riek Machar, damals nur widerwillig unterzeichnet. Viele Punkte sind nicht umgesetzt worden. IGAD möchte einen politischen Prozess, der alle Parteien und Gruppen zusammenbringt, aber mit alten Rezepten. Das wird nicht funktionieren. Die Lage wird unübersichtlicher, weil sich immer mehr Splittergruppen bilden. Niemand hat eine klare Vision für die politische Gestaltung des Landes.

Bröckelt die Machtbasis von Präsident Kiir?
Die Regierung kontrolliert noch etwa ein Fünftel des Landes. Auch innerhalb der Dinka, zu denen Kiir gehört, regt sich Widerstand. Kiir hat vor etwa einem Jahr einen nationalen Dialog für Frieden und Versöhnung ausgerufen. Ein nationaler Dialog ist eigentlich eine gute Idee, aber niemand vertraut darauf, weil niemand der Regierung vertraut.

Welche Rolle spielen die USA?
Sie waren immer der größte Unterstützer des Südsudan. Doch zurzeit überlegen sie sogar, ob sie wieder einen Botschafter nach Juba schicken. UN-Botschafterin Nikki Haley hat sich vor kurzem nach einem Besuch im Land dafür ausgesprochen, in dem Konflikt eindeutig Partei zu ergreifen. Damit kann sie eigentlich nur die Opposition meinen. Das würde alles noch schlimmer machen.

Was können die Kirchen mit ihrem Aktionsplan für den Frieden ausrichten?
Ich habe den Südsudan vor kurzem besucht. Es herrscht eine tiefe Hoffnungslosigkeit und ein großes Misstrauen. Viele Projekte können nicht stattfinden, weil es zu gefährlich ist, die Menschen zu erreichen. Das Engagement der Kirchen für den Frieden verdient Unterstützung, aber es ist langfristig angelegt. Eine tragfähige Lösung zu finden, kann zehn oder sogar 20 Jahre dauern. Doch die Leute schweigen nicht mehr. Junge Leute wehren sich in den sozialen Medien gegen „hate speech“, viele Frauengruppen engagieren sich. Das gibt Hoffnung. Ich bin nach wie vor überzeugt, die schaffen das – aber es braucht Zeit.

Das Gespräch führte Gesine Kauffmann.

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erschienen in Ausgabe 12 / 2017: Internet: Smarte neue Welt
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