Anne Neumann ist Projektreferentin für Nachhaltigkeit im Verein FEMNET, einer der Trägerorganisationen der Kampagne für Saubere Kleidung.
Woran arbeiten Sie gerade?
Ich helfe den Städten Bonn und Köln dabei, Nachhaltigkeitsstandards bei ihren Textilien-Ausschreibungen einzufordern, etwa für Berufsbekleidung. Bei Baumwoll-T-Shirts ist das zum Beispiel sehr gut möglich, da gibt es dank Siegeln wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Fairtrade Cotton ein großes Angebot auf dem Markt. Schwieriger ist die Sache aber schon bei Schuhen und Taschen: Denn für Lederprodukte gibt es kaum glaubwürdige Nachweise dafür, dass beziehungsweise ob sie nachhaltig hergestellt worden sind.
Wie sind Sie zu Ihrer Arbeit gekommen?
Das hat sich aus meinen Ehrenämtern entwickelt. Ich war als Studentin in der Jugendbildung aktiv, vor allem in Sachen Konsumkritik. Später habe ich zusammen mit anderen das Leipziger „Café Kaputt“ aufgebaut, dort haben wir nachhaltiges Handeln ganz praktisch gefördert, indem wir mit unseren Besucherinnen und Besuchern Toaster repariert und über den Wert der Dinge diskutiert haben. Meine Arbeit für FEMNET führt diesen Ansatz weiter.
Welche Hochs und Tiefs erleben Sie dabei?
Bleiben wir in Nordrhein-Westfalen: Da hat die Landesregierung in der vergangenen Legislaturperiode ein sehr fortschrittliches Gesetz zu öffentlichen Auftragsvergaben erlassen, das es den Kommunen nahelegte, ethische Standards zu befolgen. Dafür hatten wir uns lange eingesetzt und das war daher für uns ein Riesenerfolg. Dass die neu gewählte Landesregierung die Wirtschaft nun mit ihrem so genannten „Entfesselungspaket“ alle Anforderungen an einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern wieder zurücknimmt, ist für uns ein Schlag in die Magengrube.
Wen würden Sie mit dem alternativen Nobelpreis auszeichnen?
Die Gewerkschafterinnen aus Indien, Bangladesch und Kambodscha, die ich getroffen habe und die sich trotz staatlicher Repressionen und bitterer Armut für Arbeitnehmerrechte und nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Es ist beeindruckend zu sehen, was sie damit bewegen.
Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie aus Ihrer Arbeit ziehen?
Dass der Kampf um Arbeitsrechte ein globaler Kampf ist. Es gibt da starke und mutige Kämpferinnen und Kämpfer in aller Welt. Diese Solidarität ist bei internationalen Treffen deutlich zu spüren, sie hinterlässt bei allen, die einmal Gelegenheit hatten, Aktive aus anderen Ländern zu treffen, bleibende Eindrücke und vor allem Ermutigung.
Das Gespräch führte Barbara Erbe.
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