Bis vor kurzem hat de Faria selbst noch Weltpolitik gemacht. Drei Jahre hat er den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) bei den Vereinten Nationen in New York vertreten. Doch auch in dieser gehobenen Position hat er das Potenzial der Graswurzelebene nie vergessen. Glaubensgemeinschaften seien eine wichtige Quelle sozialen Kapitals, egal ob es dabei um das Retten von Leben, um die soziale und ökologische Transformation von Gesellschaften oder um Hoffnung an sich gehe. „Im Krisenfall sind die lokalen Gemeinden die ersten, die tätig werden, weil sie selbst Teil der betroffenen Gesellschaft sind“, sagt de Faria. Ihre Beziehungen reichten weit in die ländliche Bevölkerung hinein, sie könnten schnell Ehrenamtliche mobilisieren und Zugang zu abgelegenen Gemeinschaften schaffen.
Seit Juni ist de Faria Generalsekretär von ACT Alliance. Er folgt auf John Nduna, der das internationale kirchliche Netzwerk seit 2010 geleitet hat, das damals aus einem Zusammenschluss der humanitären Arbeit und der Entwicklungshilfe von ÖRK und Lutherischem Weltbund (LWF) entstanden ist. 140 Kirchen und kirchliche Organisationen aus aller Welt sind Mitglied bei ACT Alliance, die über ein Finanzvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro jährlich verfügt.
Stärker mit den Vereinten Nationen zusammenarbeiten
De Faria ist seit 25 Jahren in unterschiedlichen Positionen für die ökumenische Bewegung tätig. Angefangen hatte er in seiner Heimatkirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Brasilien, als Referent für kirchliche Entwicklungszusammenarbeit. Später übernahm er Aufgaben im Lutherischen Weltbund (LWB) und beim ÖRK, bis er vor drei Jahren Leiter des Ökumenischen Büros bei den Vereinten Nationen in New York wurde.
In dieser Position sei ihm klargeworden, dass der ÖRK und ACT Alliance noch stärker mit den Vereinten Nationen in Friedens- und Sicherheitsthemen zusammenarbeiten könnten. „Beide Organisationen spielen bei der Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele, in der Gendergerechtigkeit und beim Thema Religion und Entwicklung eine besondere Rolle. Dieses Potenzial muss stärker wahrgenommen werden.“ Die Mitglieder von ACT Alliance, die in Konfliktregionen tätig sind und sich dort gut auskennen, könnten sehr hilfreich sein für die Positionierung des ÖRK gegenüber dem UN-Sicherheitsrat in Friedens- und Sicherheitsfragen.
ACT Alliance ist für de Faria kein Neuland. Während seiner Zeit beim LWB war er Mitglied im Exekutivausschuss und im Vorstand des Netzwerks. Entsprechend sind ihm auch die Punkte bekannt, in denen die Allianz noch besser werden kann. Innerhalb des Netzwerkes müsse gemeinsam über die verschiedenen Rollen und Möglichkeiten der Mitglieder nachgedacht werden, damit der Verband effektiv die Welt verändern und Menschen in Not helfen könne. „Ich träume von einer Allianz, die deswegen bekannt ist, weil sie humanitäre Hilfe, nachhaltige Entwicklung und Advocacy-Arbeit effektiv und verantwortlich leistet und mit verschiedenen Akteuren wie zum Beispiel den Vereinten Nationen und Regierungen zusammenarbeitet.“
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