Vom Migranten zum Arbeitssklaven

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Sklaverei-Index
Weil immer mehr Migranten nach Europa kommen, steigt die Zahl ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse. Laut einer Beratungsfirma ist das Problem der modernen Sklaverei in den meisten EU-Ländern größer geworden.

Die britische Risiko-Consultingfirma Maplecroft hat im August ihren Modern Slavery Index 2017 vorgelegt. Dafür haben die Berater im vergangenen Jahr 198 Länder auf ihre Arbeitsgesetze, deren Einhaltung sowie Verstöße dagegen untersucht. Der Bericht soll Unternehmen über mögliche Risiken für die Ausbeutung von Beschäftigten in ihren Lieferketten aufklären. Laut dem Index ist diese Gefahr in 20 der 28 EU-Mitgliedsstaaten gegenüber 2015 gestiegen.

Sklaverei und Menschenhandel sind international verboten. Die internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass dennoch etwa 21 Millionen Menschen in modernen Formen der Sklaverei, etwa als Zwangsprostituierte, im Bergbau, in der Landwirtschaft, in Fabriken, auf dem Bau oder in Privathaushalten ausgebeutet werden.

In der Vergangenheit habe sich Sklaverei in den Lieferketten in weit entfernten Ländern wie Thailand und Bangladesch abgespielt, sagt Mapelcroft-Analystin Alexandra Channer. Sie sei nun näher gerückt. Unternehmen, Regierungen und die Verbraucher in der EU müssten deshalb wachsamer sein. Besonders viele Fälle von Zwangsarbeit und Menschenhandel fanden die Analysten in Rumänien und Italien, vor allem in der Landwirtschaft, auf dem Bau und bei Dienstleistungen.

In der Türkei wächst der informelle Arbeitsmarkt

Laut der Internationalen Organisation für Migration sind in diesem Jahr bereits 100.000 Menschen auf der Suche nach besseren Zukunftsperspektiven über das Mittelmeer nach Europa. 85 Prozent von ihnen landeten in Italien – die Analysten von Maplecroft fürchten deshalb, dass sich ausbeuterische Arbeitsverhältnisse dort im kommenden Jahr ausbreiten werden, insbesondere in der Landwirtschaft.

Außerhalb der EU hat sich die Lage vor allem in der Türkei verschlechtert. Der Zustrom von Hunderttausenden syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen sowie die restriktive Handhabung von Arbeitserlaubnissen habe dazu geführt, dass die Zahl der informell Beschäftigen stark gewachsen sei. Zudem verfolge die Regierung Verstöße gegen die Arbeitsrechte weniger konsequent als früher, weil sie sich auf politische Razzien konzentriere. Im vergangenen Jahr seien einige große Hersteller, die in türkischen Textilfabriken fertigen lassen, mit Kinderarbeit und Sklaverei in Verbindung gebracht worden.

In Asiens Schwellenländern sei das Risiko für moderne Sklaverei weiter hoch, so die Analysten. Thailand und Indien hätten zwar Fortschritte bei der Umsetzung von Anti-Sklaverei-Gesetzen gemacht. Die Regierungen beider Länder müssten sich jedoch noch sehr viel intensiver bemühen, die Verhältnisse in allen Arbeitsbereichen zu verbessern. So seien in Indien schwere Formen der Ausbeutung auf dem Bau, in Steinbrüchen und in der Textilindustrie gang und gäbe. In Thailand seien die schlimmsten Verstöße unter anderem in der Fischerei und der Gummiherstellung zu beobachten.

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