Die Entscheidung traf die Verantwortlichen bei Pax Christi völlig unerwartet. Kleinere Kürzungen bei den Zuschüssen aus Kirchensteuermitteln hatten sie in den vergangen Jahren zwar immer wieder hinnehmen müssen. Dieses Mal geht es aber um ein Fünftel des Gesamtbudgets, das nach dem Willen der DBK nicht mehr gezahlt werden soll. Hintergrund der Streichung ist ein allgemeiner Konsolidierungsprozess beim Verband der Diözesen Deutschland (VDD), dem Rechtsträger der DBK, über den die überdiözesanen Aufgaben der Kirche wie Pax Christi finanziert werden.
Der VDD will sein Gesamtbudget auf 120 Millionen Euro jährlich einfrieren, um gegen die prognostizierten Rückgänge bei Kirchensteuern in den kommenden Jahren gewappnet zu sein. Die Sparkommission des Verbandes hat alle bezuschussten Organisationen in Kategorien von wichtig bis unwichtig eingeteilt. Pax Christi fiel unter die unwichtigen und soll deshalb keine Zuschüsse mehr erhalten. „Das ist für uns der Supergau“, sagt die ehrenamtliche Bundesvorsitzende, Wiltrud Rösch-Metzler.
Die deutsche Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung ist Teil eines weltweiten Netzwerks, das sich für Frieden und Menschenrechte einsetzt. In Deutschland hat Pax Christi rund 5000 Mitglieder und finanziert sich zu 80 Prozent aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. 20 Prozent beziehungsweise 60.000 Euro kamen bisher aus Kirchensteuermitteln über den VDD. „Wir werden es kaum schaffen, diesen Anteil durch Spenden oder Mitgliedsbeiträge auszugleichen“, sagt Rösch-Metzler. Die Vollzeitstelle für das Generalsekretariat sowie zwei halbe Stellen für Verwaltung und Finanzen seien so nicht mehr zu halten.
Endgültige Entscheidung steht noch aus
Eine Begründung, warum Pax Christi als unwichtig eingestuft wurde, ist der VDD bisher schuldig geblieben. Auch ist nicht bekannt, welche Organisationen noch in diese Kategorie fallen. Paradoxerweise kommt die Streichung in Zeiten, in denen die Kirchensteuermittel steigen. Jährlich liegt das Gesamtvolumen in der katholischen Kirche bei 6,3 Milliarden Euro.
Derweil erhält Pax Christi prominente Rückendeckung aus Politik, Wissenschaft und aus der katholischen Kirche selbst. Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, Präsident von Pax Christi, hat beim VDD Einspruch gegen die Kürzungen erhoben. Auch die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Sozialethik, der Mitbegründer der deutschen Sektion der Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, Ulrich Gottstein, der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sowie der Grünen-Politiker Winfried Nachtwei und die menschenrechtspolitische Sprecherin der Linken Annette Groth haben den Beschluss kritisiert. Eine Online-Petition unter Mitgliedern und Unterstützern soll den Druck noch erhöhen.
Die Welle der Kritik lässt die katholische Kirche offenbar nicht ganz unberührt. Der Vorsitzende der DBK, Kardinal Reinhard Marx, hat angekündigt, dass Härten vermieden und Kürzungsbeschlüsse überarbeitet werden sollen. Im Juni soll die endgültige Entscheidung fallen.
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