Drogen, Depression und Sexarbeit

Suchtkranke Frauen
Drogenabhängige Frauen geraten oft in einen Teufelskreis aus Sucht, Sexarbeit und Gefängnis. Sie brauchen mehr Unterstützung, um den Ausstieg zu schaffen, fordert der Internationale Suchtstoffkontrollrat.

Der Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB) äußert sich in seinem Jahresbericht 2016 besorgt darüber, dass drogenabhängige Frauen weitaus seltener medizinisch und psychologisch behandelt werden als Männer. „Wir möchten die Regierungen an ihre Verantwortung erinnern, die Rechte von Frauen zu schützen, die Drogen nehmen oder in Drogenkriminalität verwickelt sind“, betonte INCB-Präsident Werner Sipp bei der Vorstellung des Berichtes in Berlin.

Ein Drittel der Süchtigen weltweit sei weiblich, bei denjenigen, die eine Drogentherapie machen, betrage ihr Anteil lediglich ein Fünftel, heißt es in dem Bericht. In einzelnen Ländern liege er weit darunter: in Afghanistan bei vier, in Pakistan bei 13 Prozent, obwohl dort der Konsum von Heroin und Opium unter Frauen weit verbreitet ist. Zudem säßen immer mehr Frauen wegen Drogendelikten im Gefängnis.

Dort sei es noch schwieriger für sie, von den Drogen loszukommen: Weibliche Häftlinge konsumierten mehr Suchtmittel als Männer. Die Trennung von ihren Familien erhöhe zudem das Risiko, an einer Depression oder einer Angststörung zu erkranken. Ein Teufelskreis könne sich auch zwischen Sucht und Sexarbeit entwickeln: Frauen prostituieren sich, um ihre Drogen zu finanzieren, die sie wiederum brauchten, um ihr Leben auszuhalten.

Vorbild Iran

Der INCB sieht zahlreiche Hürden, die Frauen den Zugang zu einer Behandlung erschweren. Manche Programme nähmen keine Mütter auf, bei anderen fehlten Möglichkeiten für die Kinderbetreuung. Drogenabhängige Frauen seien zudem stärker mit einem Stigma behaftet als Männer. Viele trauten sich deshalb nicht, ihre Sucht einzugestehen und Hilfe zu suchen. Vor allem Schwangere befänden sich in einer schwierigen Situation.  

Drogenprogramme müssten besser auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten werden, fordert der INCB. Er verweist auf erfolgreiche Ansätze im Iran: Dort gibt es seit etwa 15 Jahren Behandlungszentren speziell für Frauen. Die Zahl der weiblichen Drogenabhängigen, die sich behandeln lassen, sowie die Zahl der Kliniken hätten sich seitdem stark erhöht.

Darüber hinaus appelliert der INCB an die Regierungen, die Todesstrafe für Drogenvergehen abzuschaffen. Scharf verurteilt er außergerichtliche Tötungen von Menschen, die im Verdacht stehen, mit Drogen zu handeln oder welche zu nehmen – das ist auf den Philippinen unter Präsident Rodrigo Duterte gängige Praxis.

Geringe Verstöße gegen die Betäubungsmittelgesetze sollten weniger hart bestraft werden, betont der INCB. Stattdessen müssten Programme zur Behandlung, Rehabilitation und sozialen Eingliederung von Abhängigen verstärkt werden. Eine Legalisierung von Cannabis für nicht medizinische Zwecke halten die Experten hingegen für den falschen Weg, die Drogenkriminalität einzudämmen. Dies verstoße gegen die Bestimmungen im Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel von 1961, der Grundlage der weltweiten Drogenkontrolle.

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