Streit um Religionsministerium

Kirchen in Sambia
Katholiken und Protestanten laufen Sturm gegen die neue Behörde der sambischen Regierung. Allein die Pfingstkirchen freuen sich und erweitern ihren Einfluss.

Das neue Ministerium soll die Aktivitäten der Kirchen des Landes regulieren – in welchem Umfang und nach welchen Kriterien, ist bisher noch nicht geklärt. Klar ist nur, dass die Behörde vor allem deswegen geschaffen wurde, um die vielen neuen charismatischen Kirchen, die wie Pilze aus dem Boden schießen, besser kontrollieren zu können. Und klar ist auch, dass die katholische Bischofskonferenz und der Sambische Kirchenrat, in dem vor allem protestantische Kirchen zusammengeschlossen sind, das ablehnen. Sie fürchten, sie könnten zu stark gegängelt werden.

Das Land stehe vor wichtigeren finanziellen und wirtschaftlichen Herausforderungen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. „Deswegen halten wir die Schaffung eines solchen Ministeriums weder für vorrangig noch für umsichtig. Als Kirchen und Glaubensgemeinschaften sind wir bisher in der Lage gewesen, den uns von Gott anvertrauten Auftrag zu erfüllen und auf beachtliche Weise zur Entwicklung des Landes beizutragen und zwar ohne ein solches Ministerium.“

Nach den offiziellen Zahlen gehören ein Fünftel der Sambier der katholischen Kirche und drei Viertel einer evangelischen Kirche an; zu letzteren werden auch die vielen charismatischen und Pfingstkirchen gezählt. Aus deren Reihen erhält Präsident Edgar Lungu nun Zustimmung. Die Pfingstbewegung ist wie in vielen anderen afrikanischen Staaten auch in Sambia auf dem Vormarsch und gewinnt zunehmend an Einfluss. In Sambia wird ihr Anteil auf ein Fünftel der Gesamtbevölkerung geschätzt.

Ein erster Kontroll-Versuch war 1997 gescheitert

Anfang der 1990er Jahre hatten sich Pfingstkirchen für eine Verfassungsänderung stark gemacht, mit der Sambia 1996 offiziell zu einer christlichen Nation wurde. Auch damals hatten sich schon die Bischofskonferenz und der sambische Kirchenrat dagegen ausgesprochen. Begründung: Der christliche Glaube dürfe niemandem aufgezwungen werden und die Trennung zwischen Staat und Kirche nicht aufgegeben werden. Bereits 1997 hatte die Regierung versucht, mittels einer Religionsbehörde den religiösen Sektor stärker zu kontrollieren. Das scheiterte allerdings aufgrund unklarer Zuständigkeiten und mangelnder Unterstützung von Seiten der Kirchen.

Das jetzige Ministry of National Guidance and Religious Affairs – so der offizielle Titel – könnte bessere Überlebenschancen haben. Als künftige Ministerin wurde Godfridah Sumaili designiert, die Pastorin in einer großen Pfingstkirche ist. Sie hatte bisher kein politisches Amt inne und wurde erst kürzlich von Präsident Lungu ins Parlament berufen, was Beobachter als weiteres Zeichen dafür werten, dass die Pfingstkirchen in Sambia ihren Einfluss ausdehnen.

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erschienen in Ausgabe 12 / 2016: Energie für alle
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