Schon mal von der Insel Themyscira gehört? Vermutlich nicht. Das Eiland ist die Heimat von Prinzessin Diana alias Wonder Woman, der ersten Superheldin der Comic-Geschichte. Sie ist superschnell und superstark und kann sogar fliegen. Seit den 1940er-Jahren nimmt sie es so mit den Übeln der Männerwelt auf. Erst kämpfte sie gegen die Nazis, später ganz allgemein für den Weltfrieden. Klar, dass sich die schöne Amazone mit dieser Biographie sofort bereit erklärte, zu ihrem 75. Geburtstag kurzfristig als Botschafterin der Vereinten Nationen für Mädchen und Frauen einzuspringen. Eine Superheldin hilft eben, wo Not an der Frau ist.
Bald wird Wonder Woman mit dem blauen UN-Logo auf dem Rücken durch die Untiefen der sozialen Medien düsen und dort ihre Muskeln spielen lassen. Hier ein anklagender Tweet, dort eine hoffnungsvolle Snapchat-Nachricht. Warme Worte wirken heute besser als jede Tat. Und derer wird Wonder Woman, die sich übrigens vor kurzem als queer geoutet hat, niemals müde werden. Eine Superheldin schläft nie und ist überall zugleich.
Was aber nur eingefleischten Insidern bekannt sein dürfte: Die ganze Botschafterinnen-Geschichte ist bloß Tarnung. Die Wunderfrau hat sich als Doppelagentin ins Innere der Vereinten Nationen eingeschleust. In den Fluren und Hinterzimmern der New Yorker Zentrale wartet ihre wohl bislang aufwändigste Mission: den Männer-Laden von oben aufzuräumen. Dort besteht die Führungsriege nämlich noch immer zu 90 Prozent aus männlichen Bürokraten. Und der Sekretär an der Spitze heißt für die nächsten fünf Jahre wieder einmal António – nicht etwa Irina oder Natalia. Wonder Woman’s mächtigste und gleichwohl tückischste Waffe ist bekanntlich ein Lasso, das alle Männer dazu zwingt, die Wahrheit zu sagen. Wenn das auf dem diplomatischen Parkett mal nicht für schmerzhafte Ausrutscher sorgt.
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