Werkzeuge und Waffen

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3D-Technologie
Mit 3D-Druckern lassen sich in Krisenregionen einfach Ersatzteile herstellen. Die Geräte können aber auch genutzt werden, um Handwaffen zu produzieren. Forscher warnen vor einem Sicherheitsrisiko.

Es gibt Technologien, die zum Wohl der Menschheit beitragen – oder zur großen Gefahr werden. Je nachdem, wozu sie eingesetzt werden, und in welche Hände sie gelangen. „Dual Use“ nennt sich das in der Behördensprache und meint Güter mit doppeltem Verwendungszweck.

Jüngstes Beispiel ist die additive Fertigung, besser bekannt als 3D-Drucker. Sie stellen aus Werkstoffen in Pulverform Schicht für Schicht Bauteile oder ein fertiges Produkt her. Im Unterschied zu herkömmlichen Verfahren sind keine teuren Produktionsketten nötig, in denen Einzelteile zusammengesetzt werden. Eine Anlage übernimmt die komplette Fertigung. Was gedruckt wird, geben digitale Baupläne vor, die sich  für Produkte aller Art im Internet herunterladen lassen.

Alles, zu jeder Zeit und an jedem Ort lautet das Versprechen der neuen Technologie. Manche sehen darin auch eine Chance für die Nothilfe. So nutzt Oxfam im Libanon ein Gerät, um vor Ort fehlende Teile für den Aufbau eines Wasserversorgungs- und Sanitätsnetzes zu drucken. In Nepal hat die technische Hilfsorganisation Field Ready nach dem Erdbeben auf diese Weise spezielle Ersatzteile für medizinische Geräte hergestellt. Das sei günstiger und schneller, als die Teile erst einzufliegen, zeigt sich Andrew Lamb von Field Ready in einem Interview mit dem Magazin „Wired“ überzeugt.

Warnung vor neuem Wettrüsten

Vor den Risiken der Technologie warnt dagegen der Politikwissenschaftler Marco Fey. Das additive Verfahren mache es einfacher, Waffen herzustellen und Nichtverbreitungsverträge zu unterlaufen,  schreibt er in einem aktuellen Bericht der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HFSK). Er verweist auf Fälle in den USA und England, wo Kriminelle Kunststoffwaffen druckten, die nicht von Metalldetektoren zu erkennen sind. Zwar seien das Einzelfälle, die Baupläne für Pistolen oder Magazine von Sturmgewehren könnte sich jedoch jeder im Internet beschaffen.

Dass damit die Verbreitung von Handwaffen in Konfliktgebieten beschleunigt werde, glaubt Fey nicht: „Dafür ist das Verfahren zu teuer und aufwändig. Außerdem gibt es dort ja schon genug Waffen.“ Allerdings könnten nicht-staatliche Akteure die Technologie nutzen, um Waffenteile, beispielsweise für Drohnen, herzustellen. Fey warnt zudem vor einem neuen Wettrüsten. So nutze die Rüstungsindustrie bei Bauteilen für Panzer, Raketen oder Drohnen zunehmend additive Verfahren, die auch die Entwicklung neuer Waffendesigns ermöglichten.

Landminen aus dem Lego-Stoff

Fey ruft dazu auf, die Kontrolle der Technologie stärker in den Blick zu nehmen. Eine Möglichkeit sei, den Export besonders leistungsstarker Fertigungsgeräte und Werkstoffe wie Stahlpulver zu kontrollieren und die Dual-Use-Ausfuhrlisten zu erweitern.

Andere Forscher warnen zudem, dass in fünf bis zehn Jahren einfache chemische Kampf- und Sprengstoffe gedruckt werden könnten. Ob es so weit komme, sei schwer abzusehen, meint Fey. Die Technologie habe aber in den vergangenen drei Jahren einen großen Entwicklungsschub erhalten. So könnten die Anlagen heute nicht nur Kunststoffe, sondern auch Metalle, Kohlefasern, Keramik, Chemikalien oder organische Stoffe wie menschliche Zellen verarbeiten. Auch Fey sieht Potenzial in dem neuen Verfahren, das immer präziser, schneller und günstiger werde und zudem zum Umweltschutz beitrage. So fielen bei den additiven Verfahren kaum Abfälle an und die Herstellung an einem Ort sorge für kurze Wege.  

Dass 3D-Drucker auch bei der Bewältigung von Kriegsfolgen helfen können, beweist Allan Tan von der Golden West Humnitarian Foundation. Der US-amerikanische Kriegsveteran druckt in Kambodscha Modelle von Landminen, um damit Minenentschärfer zu trainieren. Die Plastikminen sind aus ABS, dem Material, das auch in Legosteinen steckt. Und sie helfen, Leben zu retten.

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