Wo der Schuh drückt

Unternehmensverantwortung
Immer mehr Schuhe werden in Osteuropa gefertigt. Doch die Arbeitsbedingungen sind teilweise katastrophal. Die wenigsten großen Schuh-Hersteller interessiert, ob sich ihre Subunternehmer an Umwelt- und Sozialstandards halten.

Viele Schuhproduzenten übernehmen zu wenig Verantwortung für die Zustände in ihren Zulieferbetrieben – nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die „Change Your Shoes“-Kampagne hat Verstöße gegen die Arbeitsrechte auch in Schuhfabriken in Ost- und Südosteuropa festgestellt.

Für ihre aktuelle Studie hat „Change your Shoes“ die Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben namhafter Schuh-Hersteller untersucht. 23 Firmen waren angefragt, zwölf von ihnen nahmen teil.

Nach den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sind Unternehmen verpflichtet, die Achtung der Menschenrechte entlang ihrer globalen Lieferketten zu gewährleisten. Diese Verantwortung übernehme keines der untersuchten Unternehmen in vollem Maß, kritisieren die Autoren der Studie.

„Change Your Shoes“ bemängelt, dass Verstöße gegen Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit oder Menschenrechte kaum analysiert oder geahndet werden. Die Verantwortung werde meist auf Geschäftspartner und Subunternehmer abgewälzt.  Nur eine der untersuchten Firmen verpflichtete ihre Geschäftspartner, existenzsichernde Löhne zu zahlen – kontrolliert das allerdings nicht.

Niedrige Löhne, Giftstoffe am Arbeitsplatz

Im Juni hatte die Schweizer „Kampagne für saubere Kleidung“ in einer Studie aufgedeckt, dass Arbeiter in osteuropäischen Schuhfabriken viel zu geringe Löhne bekommen und kaum in der Lage sind, ihre Existenz zu sichern. In einigen Produktionsstätten in Rumänien, Bosnien oder Albanien werde weniger bezahlt als in China, so die Studie. Mit 140 Euro im Monat ist die Bezahlung in Mazedonien besonders niedrig.

Viele der Arbeiter und Arbeiterinnen berichteten von unbezahlten Überstunden, Problemen, ihren gesamten Jahresurlaub zu nehmen, extrem hohen oder niedrigen Temperaturen in den Fabriken sowie von Gesundheitsrisiken durch Giftstoffe am Arbeitsplatz.

„Change your shoes“ bewertet in seiner Studie keines der untersuchten Unternehmen als „fortschrittlich“. Die Firmen Adidas, Eurosko und El Naturalista bekommen die Bewertung „auf dem Weg“: Bestimmte Standards wie öffentlich einsehbare Listen mit Zulieferern oder Kontrollbesuche in Gerbereien werden erfüllt; Bemühungen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, sind erkennbar. Prada und Geox hingegen lieferten kaum Nachweise für die Einhaltung von Standards, Vereinbarungen und entsprechende Kontrollen.

„Change Your Shoes“  fordert die Hersteller  auf, Verantwortung zu übernehmen und die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter nicht „mit Füßen zu treten.“  2014 wurden weltweit 24 Milliarden Paar Schuhe gefertigt, lediglich drei Prozent davon in europäischen Ländern. Laut der Studie findet allerdings seit einigen Jahren eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa statt.

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