"Mit der Frau von Assad treffen"

Bewegungsmelder
Wir fragen Menschen aus der Szene, was sie bewegt und was sie wütend macht. Dieses Mal: Ruth-Gaby Vermot-Mangold, Präsidentin der Organisation "FriedensFrauen Weltweit".

Was macht Sie wütend und was treibt Sie an?
Ich sehe, wie uns die Welt gerade zwischen den Fingern zerfällt: Krieg, Armut, Flucht und Vertreibung, Umweltzerstörung in vielen Teilen der Welt. Es ist offensichtlich, dass die Globalisierung völlig außer Kontrolle geraten ist. Eine solche Welt will ich unseren Enkelinnen und Enkeln nicht hinterlassen. Wenn wir dagegen nichts tun, machen wir uns schuldig. Das treibt mich an - deshalb werde ich nicht aufhören, mich politisch zu engagieren.

Wen würden Sie mit dem alternativen Nobelpreis auszeichnen?
Die Frauen, die  es geschafft haben, als Vertreterinnen ihrer Länder an  Friedensverhandlungen aktiv teilzunehmen. Zum Beispiel Luz Mendes aus Guatemala oder Miriam Ferrer aus den Philippinen. Frauen müssen bei Friedensverhandlungen hart kämpfen, wenn sie sich durchsetzen wollen.

Mit wem würden Sie gerne einmal streiten?
Mit einem Kriegstreiber wie Assad, Putin oder auch Erdogan. Aber eigentlich würde ich noch lieber deren Frauen treffen und mit ihnen überlegen, was wir all dieser Kriegstreiberei entgegensetzen können.

Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz, was ist Ihnen besonders gelungen?
Bei all meinen Besuchen in Flüchtlingscamps in Europa ist mir aufgefallen, dass die Männer ihre Zeit meist mit Sitzen, Rauchen und Jammern verbringen. Die Frauen dagegen sind den ganzen Tag damit beschäftigt, für ihre Familien und die Bedürftigen in der Nachbarschaft aufzukommen. Deshalb habe ich das Projekt „1000 Frauen den Friedensnobelpreis 2005“ins Leben gerufen. Die tausend von uns nominierten Frauen haben den Preis zwar nicht bekommen, aber durch diese Aktion ist ihre Arbeit sichtbar geworden. Wir arbeiten heute weiter als „FriedensFrauen Weltweit“. Und übrigens ernennt auch das Nobelkomitee seither endlich mehr Frauen.

Was ist schief gegangen und wieso?
Vieles! Wir haben es bis heute nicht geschafft, weibliche Flüchtlinge gesetzlich besser zu schützen, Frauen stoßen sich immer noch die Köpfe an der gläsernen Decke wund, wenn sie nach oben wollen! Und klar - Frauen verdienen weniger als Männer. Aber vielleicht spornt das an, politisch wach zu bleiben. Bei uns in der Schweiz muss man hartnäckig sein und sich Verbündete suchen. So haben wir 1971 auch endlich das Frauenstimmrecht erkämpft.

Das Gespräch führte Barbara Erbe

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erschienen in Ausgabe 7 / 2016: Sicherheit: Manchmal hilft die Polizei
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