„Time to let go – Zeit, loszulassen“, der Titel erinnert an eine Anleitung zur Meditation. Doch was die Experten der britischen Denkfabrik Overseas Development Institute (ODI) auf mehr als 80 Seiten zusammengetragen haben, ist eine schonungslose Analyse des bestehenden Systems humanitärer Hilfe – gepaart mit harten Vorwürfen und einem nachdrücklichen Ruf nach grundlegendem Wandel. Auf Macht und Kontrolle verzichten, lautet eine Forderung, die sie an die westlichen Geber richten. Es gelte, ein Modell zu entwickeln, das einheimischen Hilfsorganisationen, die gegenwärtig am Rande des Systems stehen, mehr Autonomie und Ressourcen zugesteht.
Mit ihrem Bericht haben die ODI-Experten den Teilnehmern am Humanitären Weltgipfel Ende Mai in Istanbul reichlich Diskussionsstoff auf den Tisch gelegt. Ebenfalls auf der Tagesordnung stehen dort innovative Finanzierungsquellen für die humanitäre Hilfe. Denn immer noch ist zu wenig Geld da, um die wachsende Zahl von Notleidenden weltweit zu versorgen. Heftige Debatten sind also programmiert – greifbare Ergebnisse leider nicht. Dabei könnten die Flüchtlingskrise, die Bürgerkriege in Syrien und im Jemen sowie das jüngste Erdbeben in Ecuador nicht deutlicher machen, wie wichtig Fortschritte bei den zweitägigen Verhandlungen sind.
Wie sich die katholische Kirche mit globalen Krisen beschäftigt, wird sich beim Katholikentag in Leipzig zeigen. Schutz für Flüchtlinge in Europa, nachhaltiger Konsum, das Freihandelsabkommen TTIP und Klimagerechtigkeit sind Themen, die zum Teil mit prominenten Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft besprochen werden. Papst Franziskus darf ebenfalls nicht fehlen – persönlich kommt er zwar nicht, aber seine Botschaft für Gläubige in armen Ländern und vor allem seine Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ sollen für Gesprächsstoff sorgen. Auch wenn sich dieses Treffen nicht an Ergebnissen messen lassen muss – etwas bewegen sollte es schon
Neuen Kommentar hinzufügen