Der Sportartikelhersteller Adidas hat eine clevere Idee. Er will noch in diesem Jahr Schuhe und Kleidung auf den Markt bringen, die aus einem ganz besonderen Material bestehen: Plastikmüll aus dem Meer. Dieser „Rohstoff“ ist leider reichlich vorhanden. 150 Millionen Tonnen Kunststoff zirkulieren laut Experten inzwischen in riesigen Abfallstrudeln in den Ozeanen, der größte von ihnen im Nordpazifik würde ganz Mitteleuropa bedecken. Adidas will auch dazu beitragen, dass weiterer Müll gar nicht erst anfällt. Das Unternehmen plant, Materialien zu entwickeln, mit denen sich Sportartikel immer wieder verwerten lassen.
Ein guter Ansatz – denn die Menge des Plastikmülls muss deutlich reduziert werden: Jährlich kommen bis zu 13 Millionen Tonnen dazu. Kunststoffteilchen verschmutzen nicht nur die Meere, sondern lassen auch Seevögel, Schildkröten und Fische, die sie verschlucken, qualvoll verenden. Unternehmen, Regierungen sowie Bürgerinnen und Bürger müssen sich gemeinsam für einen verantwortlichen Umgang mit Kunststoffen einsetzen. Umwelt- und Verbraucherverbände halten nützliche Tipps bereit, aber gesetzliche Regelungen sind ebenfalls erforderlich.
Plastik "to go"
Zum Beispiel für weniger Plastiktüten, die einen hohen Anteil an den Abfallstrudeln in den Meeren haben. Die Europäische Union hat dazu eine Richtlinie mit klaren Vorgaben erlassen, die Mitgliedsländer dürfen allerdings selbst entscheiden, wie sie die erreichen. Deutschland setzt auf eine freiwillige Selbstverpflichtung des Einzelhandels, laut der Kundinnen und Kunden ab 1. Juli für Plastiktüten zahlen sollen. Allerdings wollen sich nicht alle Branchen beteiligen, zudem wirken freiwillige Regelungen häufig nicht so wie erhofft.
Also lieber ein Verbot? Wer in Italien, Ruanda, Bangladesch oder Indiens Hauptstadt Neu-Delhi mit einer Plastiktüte erwischt wird, muss mit einem hohen Bußgeld oder sogar einer Haftstrafe rechnen. Umweltaktivisten beklagen, dass trotzdem noch immer reichlich Tüten im Umlauf sind. Ein besseres Vorbild liefert Irland: Seit 2002 sind Plastiktüten dort mit einer Steuer belegt. Ihre Zahl ist deutlich gesunken, der Erlös kommt Umweltprojekten zugute, Händler und Kunden sind zufrieden.
Doch die Abschaffung der Plastiktüte kann nur ein erster Schritt sein. Unnötiges Mikroplastik in Kosmetika und Zahncremes muss verboten werden. Und längst verursachen die beliebten Einwegbecher für Kaffee „to go“, Tee und Bier einen weit größeren Abfallberg als Kunststofftüten. Hier besteht ebenfalls Handlungsbedarf.
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