Das Afro-Asiatische Institut wird aufgelöst

Zivilgesellschaft
Ende des vergangenen Jahres erklärte das Afro-Asiatische Institut (AAI) in Wien seinen Austritt aus dem entwicklungspolitischen Dachverband Globale Verantwortung. Begründung: „Es wird uns bald nicht mehr geben.“

Das AAI wurde 1959 von Kardinal Franz König als Treffpunkt von Menschen aus aller Welt in Wien gegründet. Sie sollten sich hier untereinander und mit Österreichern treffen, sich austauschen und voneinander lernen. Im Lauf der Jahre entstand ein entwicklungspolitisches Bildungshaus, das den Dialog von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen initiiert und begleitet. Mitte dieses Jahres wird es seine interkulturellen Aktivitäten und den interreligiösen Dialog an die Erzdiözese Wien abgeben. „Das soll Chefsache werden“, sagt AAI-Geschäftsführer Nikolaus Heger. Der Diskussionsprozess sei noch nicht abgeschlossen, so Heger, deswegen könne er über die Zukunft nicht viel sagen.

Die katholische Nachrichtenagentur Kathpress berichtet, der Umbau spiegele laut Erzdiözese die veränderte gesellschaftliche Situation seit der Gründung des Instituts. 1959 sei es darum gegangen, mit den wenigen in Wien lebenden Studierenden aus Afrika und Lateinamerika in Beziehung zu treten. Die Delegierung der interkulturellen Kommunikation an ein eigenes Institut sei heute angesichts „großer, anhaltender Migrationsströme“ nicht mehr zeitgemäß, erklärte der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa laut Kathpress. Das geschehe heute dezentral über die Pfarrer beziehungsweise über die Bildung anderssprachlicher katholischer Gemeinden, „die seit Jahren stark wachsen und heute einen besonders lebendigen Teil der Kirche in Wien ausmachen“.

Das AAI lädt regelmäßig zu Vorträgen, Podiumsdiskussionen aber auch interkulturellen Festen. Die Erzdiözese subventioniert das Institut mit jährlich 180.000 Euro. Davon sei zuletzt etwa die Hälfte in den interreligiösen Dialog geflossen, so Geschäftsführer Heger. Diese Mittel will das Erzbistum künftig direkt einsetzen. Das Wohnheim mit 99 Einzelzimmern und einer Wohngemeinschaft sei von der Umstrukturierung nicht betroffen, versichert Heger. Das Heim wird aber ohnedies längst vom Jugendherbergswerk betrieben. Es beherberge derzeit Studentinnen und Studenten aus 30 Nationen. Auch die Kapelle, der muslimische Gebetsraum und der Hindutempel und damit die Gelegenheit zum Kontakt mit Menschen anderer Religionen sollen bleiben. Aber die Marke AAI wird verschwinden.

Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO), die im Gebäude des AAI eingemietet ist, sieht in erster Linie wirtschaftliche Erwägungen hinter dem Untergang des traditionsreichen Instituts. Da Erträge aus Vermietungen von Räumen und Büros im Wiener Sitz zurückgegangen seien, schreibe das AAI seit anderthalb Jahren Verluste. Zugleich habe der Staat Subventionen für Stipendien und die Bildungsarbeit gekürzt. Hödl sieht den Wendepunkt bereits um die Jahrhundertwende, als der damalige Rektor Petrus Bsteh staatliche Unterstützungen für das AAI verloren und viel Renommee verspielt habe.

In den vergangenen Jahren habe das Institut internationale Entwicklungen nicht immer angemessen nachvollziehen können, sagt Hödl und nennt etwa die Finanzkrise, die die politische Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit unterminiert und die Ungleichheit in Österreich und der Welt zugespitzt habe. Auch dass die Entwicklungszusammenarbeit zunehmend politischer werden und verstärkt die Ursachen von Armut und Ungleichheit aufzeigen müsse, sei am AAI vorbeigegangen. Schließlich dürfe man auch nicht übersehen, dass von den 5,7 Millionen Katholiken in Österreich 500.000 einen Migrationshintergrund haben: Das AAI habe die Differenzierung der Gesellschaft nicht genügend wahrgenommen.

„Allen ist bewusst, dass der interreligiöse Dialog wichtig ist“, versichert Geschäftsführer Heger. Und er sieht zumindest eine kleine Schonfrist für das Institut. Obwohl die Erzdiözese den Bildungsbereich schon Mitte des Jahres an sich ziehen will, seien die Projekte bis Jahresende 2016 genehmigt.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2016: Seuchen: Unsichtbare Killer
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