Laut dem Bericht mit dem Titel „The State of Food Insecurity in the World 2015“ leiden weltweit rund 795 Millionen Menschen Hunger, 780 Millionen davon leben in Entwicklungsländern. Allerdings habe sich dort der Anteil der Bevölkerung, der für ein aktives und gesundes Leben nicht genug zu essen hat, deutlich verringert: von fast einem Viertel der Bevölkerung 1992 auf heute nur noch ein Achtel. Die größten Fortschritte wurden in Südostasien, Lateinamerika, der Karibik und Teilen Afrikas erzielt.
Die absolute Zahl der Hungernden ist in den vergangenen 25 Jahren um 216 Millionen zurückgegangen. Im selben Zeitraum ist die Weltbevölkerung um 1,9 Milliarden Menschen gewachsen. Die sinkende Zahl der Hungernden sei daher bemerkenswert, so die Autoren des Berichts, der vom Welternährungsprogramm (WFP) und der Welternährungsorganisation FAO erstellt wurde.
FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva forderte bei der Vorstellung des Berichts, die Bekämpfung des Hungers bei allen politischen Entscheidungen zu berücksichtigen: „Wir müssen die Generation sein, die den Hunger besiegt“, betonte er.
Sollte es allerdings im bisherigen Tempo weitergehen, muss der heute 65-jährige da Silva ein biblisches Alter erreichen. Denn im Schnitt ging die Zahl der Hungernden in der vergangenen Dekade jährlich um rund 16 Millionen zurück. Eine Welt ohne Hunger wäre dann nicht, wie von der Weltgemeinschaft anvisiert, im Jahr 2030, sondern frühestens 2065 Realität.
Doppelt so viele Hungerkrisen wie 1990
Auch mit Blick auf die Millenniums-Entwicklungsziele konnten bislang nur gut die Hälfte der 129 untersuchten Länder ihr Soll erfüllen und den Anteil der Hungernden im Vergleich zu 1990 halbieren. Die globale Wirtschaftskrise sowie extreme Wetterbedingungen, Naturkatastrophen, politische Instabilität und Kriege hätten verhindert, dass die für 2015 gesetzten Ziele zur Ernährungssicherung vollends erreicht werden konnten, heißt es in dem Bericht.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Situation in vielen Ländern in den vergangenen Jahren eher verschlechtert hat. 24 afrikanische Länder sind derzeit von Nahrungskrisen betroffen und damit doppelt so viele wie 1990. Besonders gefährdet sind zudem die Menschen in Krisenländern wie Syrien, dem Jemen und dem Südsudan. Weltweit lebt dem Bericht zufolge jeder fünfte Hungernde in einem Krisengebiet mit schwachen oder fehlenden Regierungsstrukturen.
Neben der Sicherung von Frieden und politischer Stabilität empfehlen die Autoren des Berichts die Förderung von Kleinbauern und mehr Sozialleistungen. Es habe sich gezeigt, dass afrikanische Länder die Zahl der Hungernden eher reduzieren, wenn sie die kleinbäuerliche Produktion verstärkt fördern. Wichtig sei zudem, dass die wachsende Wirtschaftsleistung in den Ländern allen zu Gute komme und Steuereinnahmen in Krankenversicherungen, Schulspeisungsprogramme und Sozialleistungen für bedürftige Haushalte investiert werden. (sdr)
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