Auf dem Spendenkonto des Bündnisses „Entwicklung hilft“ sind bislang mehr als 1,3 Millionen Euro eingegangen. Das Geld fließe direkt in die Soforthilfe, sagte Geschäftsführer Peter Mucke am Mittwoch in Berlin. Für die mittelfristige Hilfe und den Wiederaufbau brauche es aber weitere Spenden.
Der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, warnte vor überzogenen Erwartungen: „Wir müssen realistisch sein. Es geht nicht alles sofort“. Nepal sei schon vor der Katastrophe ein schwaches Land gewesen. Es gebe zwar ausreichend Personal für die medizinische Versorgung, fehle aber an Medikamenten.
„Das große Problem ist die Logistik“, meinte Bröckelmann-Simon. Weil der Flughafen in Kathmandu überlastet sei, werde eine indische Partner-Organisation Hilfsgüter auf dem Landweg nach Nepal bringen und dort bei der medizinischen Versorgung unterstützen.
Die lokalen Partner sollen entscheiden
Rainer Brockhaus von der Christoffel-Blindenmission kritisierte die Zwei-Klassen-Hilfe in Nepal. „Touristen werden bei Katastrophen immer bevorzugt. In Nepal wird das besonders deutlich“, sagte Brockhaus. Auch mit Blick auf die sozialen Unterschiede im Land sei es wichtig, dass die Hilfe denen zukomme, die sie am meisten brauchen. Das könnten am besten die lokalen Partner gewährleisten, die über die Verwendung der Mittel entscheiden.
Besonders dringend sei die Hilfe für die Menschen in den entlegenen Bergregionen, erklärte die Referatsleiterin Südasien bei Brot für die Welt, Roswitha Kupke. Viele einheimische Partner seien in den Dörfern in den Seitentälern des Himalaja tätig und bislang kaum oder nur sehr schwer zu erreichen. „Die Zeit drängt“, sagt Kupke – nicht nur für die Nothilfe. Die Zeit der Aussaat stehe an. Werde sie verpasst, drohten später Ernteverluste.
In Kathmandu dagegen hat sich die Situation nach Einschätzung von Barbara Zilly von der Welthungerhilfe etwas entspannt: „Das wichtigste ist jetzt, dass die Leute wieder eine Unterkunft bekommen“, betonte die Landeskoordinatorin für Nepal. In der Hauptstadt schliefen die meisten Menschen noch immer im Freien, aus Angst vor weiteren Nachbeben oder weil ihre Häuser zerstört seien. Mehrere Transportflugzeuge der Vereinten Nationen mit Hilfsgütern, darunter auch Tausende Zeltplanen, seien auf dem Weg nach Kathmandu. Es gebe aber weiter Engpässe, vor allem bei der Versorgung mit Trinkwasser und Nahrung.
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