Lebendige Partnerschaft mit Südafrika

Seit zehn Jahren setzen sich in Nordrhein-Westfalen rund 170 Organisationen und Initiativen aus der Zivilgesellschaft gemeinsam mit der Landesregierung für die südafrikanische Partnerprovinz Mpumalanga ein. Die Vielfalt der Beteiligten macht den Erfolg der Partnerschaft aus.

Nach dem Ende der Apartheid wollten Mitte der 1990er Jahre mehrere Bundesländer das neue Südafrika beim Aufbau demokratischer Strukturen unterstützen. Neben Nordrhein-Westfalen gingen auch Bayern und Niedersachsen Verbindungen mit den Provinzen Westkap und Gauteng beziehungsweise Ostkap ein. Bayern und Niedersachsen verstanden ihre Partnerschaften von Anfang an auch als Initiativen zur Förderung ihrer Exportwirtschaft. Beim Ende 2008 gegründeten Mpumalanga-Forum hingegen steht die Entwicklungszusammenarbeit im Vordergrund, sagt Vera Dwors, die Leiterin der Geschäftsstelle.

Autorin

Claudia Mende

ist freie Journalistin in München und ständige Korrespondentin von „welt-sichten“. www.claudia-mende.de

Das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland hat seine Partnerschaft mit einer südafrikanischen Provinz am meisten mit Leben gefüllt. Das kommt vor allem im Mpumalanga-Forum zum Ausdruck, das alle beteiligten Vereine und Organisationen zweimal im Jahr mit Vertretern der Landesregierung zusammenbringt. Kleine Vereine treffen sich dann auf Augenhöhe mit großen nichtstaatlichen Organisationen und den Zuständigen in der Düsseldorfer Staatskanzlei.

Auch in Mpumalanga haben sich die Beteiligten zu einem Forum der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit werden in einem Abkommen festgehalten und alle paar Jahre überarbeitet. Das letzte Übereinkommen von 2008 ist noch bis 2013 gültig und nennt Sport- und Jugendförderung, Aidsbekämpfung, gute Regierungsführung sowie die ländliche Entwicklung in Mpumalanga als wichtigste Felder der Kooperation.

In der von Bergbau und Landwirtschaft geprägten Provinz besteht nach der zum Teil misslungenen südafrikanischen Landreform ein großer Bedarf an der Ausbildung von Bauern, damit diese ihr neu zugewiesenes Land vernünftig bewirtschaften können. Das Mpumalanga Forum unterstützt die südafrikanische Organisation TRAC (Transvaal Rural Action Comittee) bei ihren Pilotprojekten in den Bereichen Ausbildung von Führungskräften, Produktion und Vermarktung von agrarischen Produkten.

Bedarf besteht außerdem an der ärztlichen Versorgung von HIV-Infizierten. In Südafrika leben nach Angaben von UN-Aids mehr Aidskranke als in irgendeinem Land der Welt. Die südafrikanische ANC-Regierung hat die Aidsbekämpfung lange Zeit vernachlässigt. Erst seit 2010 setzt sie sich aktiv für Prävention und die Behandlung von Patienten ein. Mit finanzieller Unterstützung des Projekts „Kirche und Wirtschaft“der evangelischen Kirche in Westfalen konnte eine mobile Gesundheitsstation zur Versorgung von Aidskranken aufgebaut werden, die laufenden Kosten für Gehälter und medizinische Geräte hat die Provinzregierung übernommen. In der Gesundheitsstation werden auch sogenannte Peer Educators ausgebildet, die als medizinische Laien ihre Mitbürger im Kampf gegen die Krankheit unterstützen.

Ein Problem der Zusammenarbeit sei der häufige Wechsel der offiziellen Ansprechpartner in Südafrika, sagt Peter Markus von der Evangelischen Akademie in Villigst, der Sprecher des Mpumalanga-Forums. Grund dafür sind wiederkehrende Korruptionsvorwürfe gegen Mitglieder des regierenden ANC, der in Staat und Gesellschaft eine dominierende Rolle spielt. Markus sieht deshalb in der Stärkung der Zivilgesellschaft in Südafrika eine der wichtigsten Aufgaben der Partnerschaft.

In Zukunft soll der Bereich erneuerbare Energien eine größere Rolle spielen. Im April 2012 wird eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen die Partnerprovinz erneut besuchen, um neue Kooperationen im Bereich Biogas aus Tierhaltung anzubahnen.

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erschienen in Ausgabe 4 / 2012: China: Alles unter Kontrolle?
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