Für drei Millionen Franken darf Nestlé zwei der vier Pavillons mit Produkten bestücken, die immer wieder für Kritik sorgen: mit Kaffeekapseln und Wasserflaschen. Einer der Pavillons ist dem Thema Wasser gewidmet. „Die Kritik am Wassergeschäft von Nestlé könnte dem Image der Schweiz Schaden zufügen“, sagt Martina Munz. Die SP-Politikerin schließt nicht aus, dass Aktivisten sich bei der Expo 2015 bemerkbar machen und gegen den Konzern demonstrieren. Mit seinem Beitrag übernimmt der Lebensmittelhersteller 13 Prozent der Kosten für den Schweizer Expo-Auftritt.
Munz bedauert das, denn gerade im Umgang mit Wasser als öffentlichem Gut „könnte die Schweiz eine Vorbildfunktion wahrnehmen“. Die SP-Politikerin ist nicht die einzige, die sich an der dominanten Rolle Nestlés als Sponsorin des Auftritts der Schweiz auf der Weltausstellung in Italien stört. Wasseraktivisten, nichtstaatliche Organisationen und Politiker blasen ins gleiche Horn.
Angesichts der Herausforderungen mit Blick auf das Thema Welternährung böte die Expo 2015 eigentlich eine gute Diskussionsplattform, sagt Tina Goethe von Brot für alle. „Die Schweiz hat im internationalen Vergleich eine vorbildliche Landwirtschaftspolitik und könnte aufzeigen, dass demokratische Ernährungssysteme möglich sind.“ Es sei schade, dass sie diese Chance nicht nutze.
Stirnrunzeln gibt es sogar in Italien und Frankreich
So wie die Pavillons konzipiert seien, könne man meinen, es seien Nahrungsmittelkonzerne, die die Welt ernährten, sagt die Teamleiterin Recht auf Nahrung. Doch seien es die Bauern, die weltweit mit mit weniger als einem Drittel der Ressourcen mehr als zwei Drittel der Nahrungsmittel produzierten. „Nestlé hingegen geht es um die Erschließung und Kontrolle von Agrarmärkten. Die Wasserflaschen des Konzerns stehen für einen privatisierten Wassermarkt, seine Kaffeekapseln für ein Luxusprodukt.“
Privat-öffentliche Expo
Das Schweizer Parlament hatte 2012 einen Kredit zur Teilnahme der Schweiz an der Expo 2015 in der Höhe von 23,1 Millionen Franken genehmigt. Davon müssen acht Millionen Franken von privaten und ö ...
Der Schweizer Pavillon auf der Expo 2015 in Italien beruhe auf einer öffentlich-privaten Partnerschaft, begründet Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz, die Zusammenarbeit der Regierung mit dem Nahrungsmittelkonzern. Auch stehe Nestlé für die Kompetenzen der schweizerischen Unternehmen im Lebensmittelbereich. Der Konzern zeige sich mit seiner Teilnahme an der Weltausstellung gewillt, an einer „gemeinsamen Reflexion über das Thema Wasser“ teilzunehmen. Nestlé wollte sich auf Anfrage zum jetzigen Zeitpunkt nicht zum Thema äußern und verwies auf eine Medienkonferenz über den Schweizer Pavillon im Dezember.
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