Mit der entwicklungspolitischen Zivilgesellschaft und der Regierung verhält es sich so wie bei einem alten Ehepaar. Mitunter gehen sich beide gewaltig auf den Keks, nörgeln aneinander herum und piesacken sich. Aber gleichzeitig kommen sie nicht voneinander los und brauchen sich gegenseitig.
Die Entwicklungsorganisation Oxfam zum Beispiel triezt das Entwicklungsministerium nun schon seit einem Jahr, es möge doch bitte sagen, wie viel Geld es für gemeinsame Projekte mit der Agrarindustrie ausgibt. Von der Industrie hält man bei Oxfam nämlich gar nichts, folglich sollte das Ministerium auch nicht mit ihr zusammenarbeiten. Der Minister tut, was Ehemänner in solchen Fällen tun: die Ohren auf Durchzug stellen und die Nervensäge weiterkeifen lassen.
Was natürlich alles noch schlimmer macht: Um den Druck zu erhöhen, hatte Oxfam Unterschriften gesammelt und das Volk befragen lassen, was es von der Politik des Entwicklungsministeriums halte. Mit Erfolg, denn so ganz verderben will es sich der Minister mit der Zivilgesellschaft ja nicht. Am Ende packt die Frau tatsächlich noch die Koffer und verschwindet!
Also lud man Oxfam ins Ministerium ein, die gesammelten Unterschriften doch bitte dem Staatssekretär zu übergeben. Aber, oje, ein Missverständnis: Der Minister dachte, es sei ein Versöhnungstreffen und präsentierte es so auch der Öffentlichkeit. In der Pressemitteilung kein Wort über den Anlass des Besuchs und die Kritik an seiner Politik. Bei Oxfam war man danach natürlich endgültig auf hundertachtzig: Hat der Alte sie eigentlich noch alle?
Wie das Drama ausgeht, ist offen. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Kommende Woche ist der große Tag, an dem die sogenannte Zukunftscharta der Welt präsentiert wird, das jüngste gemeinsame Baby der deutschen Entwicklungsszene. Dann haben sich Zivilgesellschaft und Regierung bestimmt wieder ganz doll lieb.
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