„Nicht jeden Freitag wird geköpft.“ Mit dieser Äußerung, die als Verharmlosung der Hinrichtungspraxis in Saudi-Arabien verstanden wird, hat Österreichs frühere Justizministerin Claudia Bandion-Ortner einen Sturm der Entrüstung entfacht und sich eine Rüge der Standesvertretung eingehandelt.
Bandion-Ortner ist derzeit als Richterin freigestellt. Hauptberuflich leitet sie stellvertretend das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID). Das von Saudi Arabien gesponserte Zentrum hat seinen Sitz in einem noblen Ringstraßenpalais in Wien. Neben dem Gastgeber Österreich sind auch der Vatikan und Spanien daran beteiligt.
Nach ihrem Interview im Nachrichtenmagazin „profil“ Mitte Oktober, in dem sie die freitäglichen Enthauptungen herunterspielte und die Abaya, das körperverhüllende Pflichtgewand für Frauen als „praktisches Kleidungsstück“ pries, kam die Regierung unter Druck. Die Frage, was das vor zwei Jahren auf Initiative des saudischen Königshauses gegründete Zentrum eigentlich tut, beschäftigt jetzt auch die Politik. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) will prüfen lassen, ob der Vertrag nächstes Jahr verlängert wird. (rld)
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