Wenn nach einer Naturkatastrophe die Betroffenen ihr Heim mit Unterstützung selbst wieder aufbauen, ist das billiger und nützlicher als wenn eine Baufirma ein Fertighaus hinstellt. Umgekehrt sinken die Qualität der Häuser und die Zufriedenheit der Bewohner, je weniger sie zuvor am Wiederaufbau beteiligt waren. Diese Ergebnisse einer Studie von Forschern aus Indien und dem Tessin hat die Arbeit internationaler Hilfswerke verändert: Nach dem Tsunami 2004 entschied das Internationale Rote Kreuz in Sri Lanka den Wiederaufbau der Häuser von den Eigentümern leiten zu lassen. Auch die Weltbank verfolgte nach dem Erdbeben 2005 in Pakistan den gleichen Ansatz und stützte sich dabei auf die von der Kommission für Forschungspartnerschaften mit Entwicklungsländern (KFPE) koordinierte Studie.
Das Beispiel illustriert das Ziel der Kommission: „Effiziente, wirksame und gleichgestellte“ Forschungszusammenarbeit mit Entwicklungs- und Schwellenländern. Ihre elf Prinzipien, die sie 2007 als Leitfaden für grenzüberschreitende Forschungspartnerschaften erarbeitet hat, sind weltweit anerkannt. „Forschende aus dem Süden sind nicht nur Datenlieferanten oder Übersetzer, sondern gleichberechtigte Partner“, sagt KFPE-Präsident und swisspeace-Direktor Laurent Goetschel. Deshalb folgen alle Forschungspartnerschaften einer gemeinsam festgelegten Agenda.
Nicht alle halten die Partnerschaften für förderwürdig
Eine weitere zentrale Anforderung ist die wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz der Forschung. Die KFPE sieht die Forschung in erster Linie den Adressaten der Studie und nicht den Geldgebern verpflichtet. Damit soll sichergestellt werden, dass die Ergebnisse auch wirklich umgesetzt werden. Die Forschung ende nicht mit der Publikation der Resultate, sondern erst mit dem Transfer der Erkenntnisse in die Politik, die Zivilgesellschaft oder die Wirtschaft, erklärt Goetschel. Der Erfolg von Studien sei deshalb nicht nur in der Anzahl der wissenschaftlichen Zitate zu messen.
Doch nicht alle halten diese Art von Partnerschaft für förderwürdig. Investitionen in die wissenschaftliche Infrastruktur und die Finanzierung einer forschenden Elite würden von manchen als Luxus betrachtet, den die Entwicklungszusammenarbeit nicht finanzieren sollte, sagt Goetschel. Dabei nütze die Forschung vor allem den Entwicklungsländern und trage dazu bei, die Abwanderung von Wissenschaftlern aus dem Süden zu bremsen.
Zur KFPE gehören Forschungsinstitute von Hochschulen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Unternehmensstiftungen und Regierungsstellen. Die Kommission ist der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) angeschlossen. Finanziert wird sie von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), dem Schweizerischen Nationalfonds und der SCNAT sowie durch Beiträge der angeschlossenen Institutionen.
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