Eine wachsende Zahl von Kleinbauern und Arbeitern in armen Ländern profitiere vom zunehmenden Vertrauen der Verbraucher in fair gehandelte Produkte, hieß es am 5. August in Berlin bei der Jahrespressekonferenz des Forums Fairer Handel. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen hätten sich stark verbessert. TTIP werde sich jedoch „negativ auf die Handelsbeziehungen zu den Ländern des Globalen Südens auswirken und Kleinproduzenten unter Druck setzen“.
Die Deutschen haben laut dem Forum im vergangenen Jahr fair gehandelte Produkte für insgesamt 784 Millionen Euro gekauft, 21 Prozent mehr als im Vorjahr. In vier Jahren habe sich der Umsatz mit fairen Waren verdoppelt. Über den Anteil fairer Produkte am Gesamtkonsum kann die Dachorganisation keine Angaben machen. Das lasse sich lediglich für Kaffee sagen, hier greifen rund drei Prozent der Konsumenten in Deutschland zu fair gehandelten Bohnen.
Kleinbauern werden zu Verlierern im Verdrängungswettbewerb
Der wachsende Markt zeige, dass Menschen sich zunehmend über Produktionsbedingungen Gedanken machen. „Die Konsumentscheidung einzelner hat Auswirkungen“, sagte der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel, Manuel Blendin. Gleichzeitig brauche es bessere politische Rahmenbedingungen, um den Welthandel gerechter zu machen. Durch den Abschluss von immer mehr bilateralen Freihandelsabkommen drohten jedoch soziale und ökologische Mindeststandards zu verwässern. Solche Abkommen förderten zudem die Industrialisierung der Landwirtschaft.
TTIP gefährde vor allem Agrarproduzenten in Entwicklungsländern, fürchten die Vertreter des fairen Handels. Darauf deuteten bereits Prognosen der EU-Kommission hin. So könnten etwa billige Baumwolle aus den USA oder Zucker aus der EU die Existenz von Kleinbauern in Afrika, Asien und Lateinamerika bedrohen. Laut Informationen könnten gerade die Umbruchländer Nordafrikas durch TTIP fünf Prozent ihres Außenhandels mit der EU einbüßen. „Ein präferenzieller Marktzugang zur EU wird gegenstandslos, wenn große Handelsteilnehmer in den USA auf einmal dieselben Präferenzen bekommen“, kritisierte der Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung, Jürgen Maier.
Fairer Kaffee ist bei den Deutschen besonders beliebt
Insgesamt 57 anerkannte Fair-Handels-Importeure des Forums beziehen Produkte von mehr als 780 Handelspartnern; mehr als ein Drittel davon kommt aus Asien. Lebensmittel machen mit drei Vierteln weiter den größten Anteil am Absatz aus, zwei Drittel davon sind biozertifiziert. Neben Kaffee mit 36 Prozent sind die absatzstärksten Produktkategorien Klassiker wie das Kunsthandwerk (18,5 Prozent) sowie Kakao und Schokolade (13 Prozent). Textilien haben mit fünf Prozent noch einen kleinen Anteil. Mengenmäßig sind Südfrüchte die Spitzenreiter mit 35.000 Tonnen im vergangenen Jahr und einem Zuwachs von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Wichtigster Vertriebsweg im Einzelhandel sind nach wie vor die Weltläden. Zugleich nimmt die Gastronomie inzwischen ein Drittel mehr Produkte ab als 2012. Der Umsatz im Online-Handel habe sich sogar verdoppelt, sagte Geschäftsführer Blendin. Vertrauen schaffe auch das neue Zeichen der World Fair Trade Organisation (WFTO). Mit mehr als 400 Organisationen in über 70 Ländern, die sich ausschließlich dem Fairen Handel verschrieben haben, sorge es seit dem vergangenen Jahr mit einem Monitoringsystem für mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit.
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