Die Hoffnungen sind groß, dass der mehr als 40-jährige Konflikt mit Zehntausenden Opfern ein friedliches Ende findet. Zwar scheiterten in der Vergangenheit alle diplomatischen Versuche, meist weil Zugeständnisse der FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) keinen Bestand hatten. Trotzdem sieht Maihold in seiner Analyse Grund zum Optimismus: Weil Santos auch während der Gespräche militärisch gegen die FARC vorgehen und so eine Hinhaltetaktik verhindern kann. Und weil Kuba und Norwegen sowie Venezuela und Chile als Kräfte von außen den Prozess begleiten.
Trotz guter Voraussetzungen und einer vorab ausgehandelten Agenda, seien noch viele Stolpersteine zu überwinden, räumt Maihold ein. Fraglich sei unter anderem, ob sich die Guerilla von ihrem Lebenselixier, dem Drogengeschäft, abwenden wird. Offen ist auch, inwiefern die FARC-Kämpfer für ihre Straftaten zur Rechenschaft gezogen werden und wie diese juristisch aufgearbeitet werden sollen. Maihold hegt die leise Hoffnung, dass sich die FARC im Zuge der Verhandlungen von ihren kriminellen Machenschaften lossagt und sich wieder zu einem gesellschaftlichen Akteur wandelt. Doch selbst in diesem Fall bleibt offen, welches Gewicht die Zugeständnisse der Verhandlungsführer in Oslo haben. Die Kommandostrukturen der FARC wurden in den vergangenen Jahren zerschlagen, die Guerilla kann nicht mehr mit einheitlicher Stimme sprechen, viele Splittergruppen agieren mehr oder weniger autonom. Für einen dauerhaften Frieden brauche es einen Prozess der Versöhnung, der lokale und regionale Gemeinschaften einbindet, fordert die kolumbianische Friedensforscherin Josefina Echavarria. (sdr)
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