Michael Clemens
Does Development Reduce Migration?
Working Paper 359, Center for Global Development, Washington, DC,
März 2014, 52 Seiten
Eine gängige politische Begründung für Entwicklungshilfe ist, sie könne helfen, die Ursachen für Immigration aus armen Ländern zu beseitigen. Demnach schwächt Entwicklung den Druck, aus der ärmeren Heimat in die reicheren Industrieländer auszuwandern. Laut der Studie des Center for Global Development, die wissenschaftliche Literatur zum Thema aus den vergangenen 50 Jahren auswertet, ist das jedoch ein Irrglaube. Im Gegenteil: Zunehmende Entwicklung und Modernisierung brächten Migration erst richtig in Gang.
Die Gründe und Anlässe für Migration – nicht für Flucht vor Katastrophen oder Krieg – seien viel zu vielschichtig, als dass sie sich auf eindimensionale Beziehungen wie etwa den Vergleich von Lohnhöhen oder der Kilometer von Überlandstraßen reduzieren ließen. Dazu gebe es zwar eine Menge Untersuchungen, oft allerdings mit sich widersprechenden Schlussfolgerungen.
Deutlich hingegen machten die vielen empirischen Untersuchungen, dass Entwicklung beziehungsweise Modernisierung Migration überhaupt erst in Gang setzt: Erst wenn Leute ausreichend Kenntnisse über das Ziel der Zuwanderung, die nötigen Kontakte sowie genug Geld für den Transport haben, machen sie sich auf den Weg. Der größere Teil der für die Studie herangezogenen Literatur betrifft zwar amerikanische Nord-Süd-Wanderungen, aber hinreichend viel davon auch die zwischen Europa und Afrika.
Der Frage, ob und wann Migrationsbewegungen wieder abnehmen, gehen empirische Untersuchungen der vergangenen Jahre nach – bisher ohne klaren Befund: Bestätigt werden Auf- und Abbewegungen zwischen Herkunft- und Ziel-Regionen, doch es muss wohl davon ausgegangen werden, dass Migration insgesamt zunimmt – worauf die Politik sich einstellen müsse. Sie sollte allerdings nicht Entwicklungshilfe dazu missbrauchen, Zuwanderer abzuwehren. (hc)
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