Es wäre das größte der höchsten Treffen jemals, tönte der eine Präsident, Herman van Rompoy vom EU-Ministerrat, und ja, jetzt sei man so richtig eine Partnerschaft der Gleichen, tönte der andere, José Manuel Barroso von der EU-Kommission. Bestätigt wurden sie vom nächsten Präsidenten, Mohamed Ould Abdel Azis von der Afrikanischen Union (AU), und dessen Äußerungen bekräftigte wiederum die Präsidentin der AU-Kommission, Nkosazana Clarice Dlamini Zuma.
Die Sätze waren auswechselbar – sie fielen bei der Eröffnungs- und bei der Abschlusszeremonie des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der Europäischen und der Afrikanischen Union. Zu sehen und zu hören war das auf dutzenden Bildschirmen der Presse-Cafeteria im Gebäude des EU-Ministerrats in Brüssel.
Viel mehr bekamen afrikanische wie europäische Journalisten nicht mit – wenn sie es denn überhaupt bis in das Zentrum der europäischen Öffentlichkeit geschafft hatten. Einige Afrikaner hatten kein Visum erhalten, um die Prozedur der Sonderakkreditierung und der damit verbundenen Sicherheitsüberprüfung zu überstehen.
Wer den „Badge“ ergattert hatte, die Hundemarke mit dem RFID-Transponder, der an den Türen der EU-Bauten bei jedem Durchgang ausgelesen wird, durfte sich zwischen spanischen Reitern und durch Polizeikontrollen im weiträumig abgesperrten Bereich des Brüsseler EU-Viertels in jenes Zentrum vorarbeiten. Nur um dort für den Rest der Zeit an jedem der zwei Tage bestens gesichert, nämlich eingesperrt zu sein.
Der Berg kreißt ... und gebiert eine Maus
Es gab nicht die geringste Chance, an den Wachen und Türsperren vorbei auch nur den Wasserträgern der tagenden Herrschaften nahe zu kommen; deren Delegationen hatten ohnehin die Anweisung, sich nie außerhalb ihres Sicherheitsbereiches zu begeben. Selbst weiter draußen nicht, die belgische Polizei sperrte mit beispiellosem Aufwand die Zufahrtswege und Aufenthaltsorte der offiziellen Besucher, natürlich nur zu deren Sicherheit.
So blieb als Information einzig, was die EU an Videoclips und längst vorbereiteten Erklärungen ausstieß. Ein aus Westafrika angereister Reporter fragte sich, mich und andere Kollegen, weshalb er überhaupt hergekommen sei. Vom japanischen Kollegen erfuhr ich, dass es in Fernost ebenfalls den Spruch vom kreißenden Berg gibt, der eine Maus gebiert.
Der Zustrom von 53 afrikanischen Delegationen mit immerhin 40 Staatsoberhäuptern hat nach ersten Schätzungen noch ein Stück mehr gekostet als die zehn Millionen Euro, die für den Besuch von US-Präsident Barack Obama eine Woche zuvor fällig wurden. Und der hatte seine eigenen 45 Autos, drei Flieger und 900 Gefolgsleute mitgebracht.
Die perfekte Abschottung hatte so durchschlagenden Erfolg wie ein Schuss ins Knie: Nicht eine einzige der Nachrichtensendungen Europas und der weiteren Welt, die ich auf all den Medienkanälen erreichen konnte, fand es der Mühe wert, einen Bericht ihrer frustrierten Korrespondenten über das Großereignis zu bringen.
Neuen Kommentar hinzufügen