Einblick ins glänzende Geschäft

Die Schweiz ermöglicht mehr Transparenz im Goldhandel. Erstmals seit über 30 Jahren legt die Zollverwaltung die Ein- und Ausfuhr des Edelmetalls wieder nach Ländern aufgeschlüsselt vor. Gewonnen ist der Kampf gegen „schmutziges Gold“ damit aber noch lange nicht.

Kaum ein Land ist im internationalen Goldhandel so präsent wie die Schweiz. 30 Jahre lang war darüber wenig bekannt. Denn seit 1981 hat das Finanzdepartement nicht mehr veröffentlicht, aus welchen Ländern die Schweiz Gold, Silber und Münzen bezieht und wohin sie die Ware exportiert. Nur die Gesamtsumme der Importe und Ausfuhren wurde ausgewiesen.

Gründe für die Verschleierung gab es mehrere. Einerseits wollte die Regierung den Finanzplatz Schweiz schützen. Andererseits spielten politische Überlegungen eine Rolle: Der damalige Entscheid des Finanzdepartements sei auch mit der Absicht zu erklären, den schwunghaften Goldhandel mit dem südafrikanischen Apartheidregime und der Sowjetunion zu vertuschen, schreibt die Gesellschaft für bedrohte Völker.

Nachvollziehen, wie das Gold fließt

Mit der Offenlegung der Goldhandelsstatistik reagiert die Schweizer Regierung auf anhaltende Kritik an der bisherigen Praxis. Sowohl Parlamentarier als auch zivilgesellschaftliche Organisationen weisen seit geraumer Zeit auf die ökologischen und sozialen Kehrseiten des Goldabbaus und haben den Bundesrat aufgefordert, mehr Transparenz zu schaffen.

Goldhandel deutlich gewachsen

Lange Zeit importierte die Schweiz jährlich zwischen 1000 und 1500 Tonnen Gold. In den vergangenen Jahren ist der Import aber markant gestiegen, im Jahr 2013 auf über 3000 Tonnen. ...

Die neue Länderstatistik ist aber erst ein Anfang auf dem Weg zu mehr Transparenz: Zwar könne man nun besser nachvollziehen, wie das Gold fließt, sagt ein Rohstoffanalyst bei der Privatbank Julius Bär. Die Statistik helfe aber nicht, die vielfach diskutierte Frage zu beantworten, ob die Schweiz „schmutziges Gold“ importiere. So steht zwar Großbritannien an erster Stelle der Herkunftsländer, unklar bleibe aber, woher das von dort eingeführte Edelmetall ursprünglich stamme.

Die Forderung nach noch mehr Offenheit ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Die Gesellschaft für bedrohte Völker etwa erwartet weitere Maßnahmen vom Bundesrat. Schweizer Unternehmen sollten dazu verpflichtet werden, die Produktionskette offenzulegen und nur noch bei Firmen einzukaufen, die nachweisen können, dass ihr Gold aus „sauberen Quellen“ stammt. Auch der Rohstoffanalyst von Julius Bär sieht hier Handlungsbedarf. Denn anders als bei „Blutdiamanten“ sei die Öffentlichkeit für die problematische Herkunft von Gold aus Konfliktgebieten noch nicht sensibilisiert.

Ebenfalls noch nicht geregelt ist die Frage, inwieweit die Zahlen des Schweizer Goldhandels rückwirkend veröffentlicht werden sollen. Darüber wird in Bern derzeit diskutiert.

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erschienen in Ausgabe 4 / 2014: Indonesien: Von Islam und Demokratie
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