Ein entschiedener Friedensfreund

Am 19. Januar ist Eberhard le Coutre im 86. Lebensjahr gestorben. Er war ein Mann des Wortes und blieb es auch, als er es mit der Vielfalt der Worte zu tun bekam. Im Französischen bezeichnet „le coutre“ einen Teil des Pfluges, und wir können bezeugen, dass dieser Mann mit Gottes Segen auf vielen Feldern Gutes bewirkt hat.

Er stammte aus Rügenwalde in Pommern, erlebte früh den Verlust des Vaters  und die Nöte von Krieg und Nachkriegszeit. Im Westen folgten Abitur und Studium, erst Physik, dann Theologie. Als Studentenpfarrer und Stipendienreferent im Diakonischen Werk der EKD unter Christian Berg, dem Gründer von „Brot für die Welt“,  setzte er sich vor allem dafür ein, Pioniere für Weltoffenheit und Weltverantwortung zu gewinnen. So entstanden das Überseekolleg und die Tagungen im Haus am Schüberg bei Hamburg und wurden zu Anregern und Vorläufern des evangelischen Fachkräfte-Dienstes „Dienste in Übersee“ (DÜ), wo sich Eberhard le Coutre von Anfang an engagierte.

Von 1969 bis 1990 war er Chefredakteur des „überblick“ (dü), der von uns 1964 als eine Art Rundbrief der DÜ-Mitarbeiter gegründet, aber von ihm zu einer großen Fachzeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit ausgebaut wurde. Sie genoss in Kirche und Politik im deutschsprachigen Raum bald hohes Ansehen. Gleichzeitig versuchte le Coutre, die Medien für das Thema Entwicklungspolitik aufzuschließen – zum Beispiel mit einer Hospitation beim „überblick“ für angehende Journalisten und mit Medien-Reisen in Partnerländer.

Über vier Jahrzehnte stellte „der überblick“ unter der Leitung von le Coutre und seiner Nachfolgerin Renate Wilke-Launer ein selbstständiges, ungewöhnliches und erfolgreiches Projekt ökumenischer Publizistik dar. Dass die Zeitschrift und der Fachkräftedienst im neuen Millennium in die Strukturen des kirchlichen Entwicklungsdienstes anders eingeordnet wurden, konnte le Coutre, wie wir wissen, wenig gefallen. Freunde zitieren dazu seinen Spruch: „Seit Jahrtausenden beklagen die Alten, dass die Dinge nicht mehr so gut gemacht werden wie zu ihrer Zeit. Unsere Generation ist die erste, für die das wirklich zutrifft.“ 

Da zeigt sich schon: Eberhard le Coutre besaß einen ausgeprägten Humor. Hier muss man einen seiner vielen Limericks zitieren und darf nun das Pseudonym entschleiern, unter dem seine Verse meist im Druck erschienen:

Hans Kutterle in Blankenese
vertritt eine mutige These:
Erfolg hat beim Segeln,
beim Skat und im Kegeln,
nur, wer ihn im Überblick lese.

Hier klingen wichtige Hobbies von Eberhard le Coutre an. Wer mit ihm eine Tour auf hoher See mitgemacht hat, wird noch heute munteres Seemannsgarn spinnen können. Aber auch die Ernsthaftigkeit dieses entschiedenen Gottesmannes und Friedensfreundes bleibt uns in Erinnerung, etwa eine Predigt von der Kanzel einer polnischen Kirche.

Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Annemarie, den Söhnen und der ganzen Familie. Mit ihnen gedenken wir eines aufrechten, frommen, gescheiten und humorvollen guten Freundes. 

Manfred Kulessa

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erschienen in Ausgabe 3 / 2014: Medizin: Auf die Dosis kommt es an
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