„Im Mittelpunkt des Lebenswerks von Kai Friedrich Schade stand die Zeitschrift Entwicklungspolitik, deren Profil er in zahllosen Kämpfen als aufklärerisches Informationsorgan und als in ihrer Unabhängigkeit immer wieder zu verteidigende Diskussionsplattform maßgeblich entwickelte und (…) weit über den direkt anzusprechenden Adressatenkreis der ‚highly involved people‘ attraktiv machte“ – so fasste Professor Hartmut Elsenhans in der Laudatio zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Kai Friedrich Schade den Kern von dessen Wirken zusammen. Kai Schade, der ebenso kritische wie scharfsinnige Beobachter der entwicklungs- und gesellschaftspolitischen Szene, ist nun nach schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben.
Schade hat nach dem Studium zwei Jahre im Bundesentwicklungsministerium gearbeitet und dann 1970 die Redaktion epd-Entwicklungspolitik im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) mit gegründet und geleitet. Es wurde zur Maxime seiner journalistischen Arbeit, dass entwicklungspolitische Fortschritte nur auf der Basis eines unabhängigen, von keinen Partikularinteressen geprägten Diskurses und der Hinterfragung sozialer, ökonomischer und politischer Strukturen zu erzielen sind. Ein unabhängiges entwicklungspolitisches Forum zu schaffen, offen für neue Ideen und ein breites Spektrum an Meinungen – das hat Kai Schade mit der Zeitschrift epd-Entwicklungspolitik zweifellos erreicht. Dafür sprechen nicht nur die mehrfache Auszeichnung Schades mit dem „Medienpreis Entwicklungspolitik“, sondern auch die Nutzung der Zeitschrift weit über den harten Kern entwicklungspolitisch Engagierter hinaus.
Mutig, unbequem und fachkundig
Zufrieden gab sich Kai Schade damit nicht. Zu seinen hohen Ansprüchen gesellte sich die Erkenntnis, dass Machtstreben und Eigenprofilierung auch in staatsunabhängigen Institutionen auftreten. Das hat immer wieder zu Konflikten geführt und Schade als überzeugten Verfechter der journalistischen Unabhängigkeit bewogen, nach Wegen zu suchen, die seinen Vorstellungen entsprachen. Er wollte die Trägerschaft der Zeitschrift erweitern und ihre finanzielle und redaktionelle Unabhängigkeit breit abstützen. Dazu knüpfte er früh Kontakte zum benachbarten deutschsprachigen Ausland. Langwierige Verhandlungen führten zur Gründung des „Vereins zur Förderung Entwicklungspolitischer Publizistik“ (VFEP) im Frühjahr 2003: Evangelische und katholische Entwicklungswerke aus Deutschland und der Schweiz bildeten in ökumenischer Gemeinschaft den neuen Herausgeber der unabhängigen „Zeitschrift Entwicklungspolitik“, später „eins Entwicklungspolitik“. Die Trägerschaft auch in den säkularen Raum zu öffnen, gelang Schade nicht.
Die Zeitschrift war einer der beiden Vorgänger von „welt-sichten“, die heute von VFEP herausgegeben wird. Es war Kai Schade nicht mehr vergönnt, direkten Einfluss auf dieses neue Periodikum zu nehmen. 2004 ging er in Pension. Aber die Anliegen dieses mutigen, mitunter unbequemen und überaus fachkundigen Journalisten müssen Verpflichtung bleiben.
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