Schwerpunkt der Beratung ist die Organisation der Veranstaltungen in den WM-Städten. Dazu gehören neben der Vorbereitung auf den Katastrophenfall auch die Einführung von Mehrwegsystemen und die Abfallentsorgung. Besprochen wird ferner, wie Fanveranstaltungen organisiert und die freiwilligen Helfer koordiniert werden können. Zudem werden deutsche Juristen vermittelt, die sich mit den komplizierten Fifa-Verträgen auskennen. Der Erfahrungsaustausch mit früheren WM-Städten über den Umgang mit dem mächtigen Fußballverband soll den brasilianischen Kommunen helfen, ihre Interessen möglichst gut zu vertreten.
Das Großereignis hat in Brasilien wiederholt für Proteste gesorgt. Kritisiert werden vor allem die Auflagen der Fifa sowie die Zwangsumsiedlungen, bei denen Zehntausende Brasilianer ihre Wohnviertel verlassen mussten.
„Bei den vertraglichen Vorgaben der FIFA und den längst beschlossenen Infrastruktur-Maßnahmen haben wir keine Einflussmöglichkeiten“, sagt Projektleiter Ulrich Held von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt. Die Beratung habe erst nach dem Ende der vorangegangenen Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika begonnen, viele Projekte wie Stadionbauten waren längst beschlossen. Man könne aber zu einem vernünftigen Management des Megaevents beitragen, sagt Held, um den Austragungsstädten langfristig ein positives Image, vielfältige Kontakte in die Welt und ökonomische Chancen zu ermöglichen. Die Servicestelle hatte bereits Fachleute aus deutschen Kommunen für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika vermittelt. Im Gegensatz zu Südafrika müssen die Brasilianer aber die Hälfte der Kosten tragen.
Soziale Konflikte werden noch zunehmen
In Brasilien gebe es anders als in Südafrika und in Deutschland eine breite Debatte über die Fußballweltmeisterschaft und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft, betont Held. „Diese Diskussion ist wichtig und hilft hoffentlich, künftige Weltmeisterschaften mit Blick auf ihre nachhaltige Wirkung weiter zu verbessern.“ Über die Anliegen der Protestbewegung informierte der brasilianische Soziologe Carlos Vainer vom Institut für Stadt- und Raumplanung in Rio de Janeiro bei einer Veranstaltungsreihe der Servicestelle und des Netzwerks Brasilien Kooperation (KoBra) im Oktober in Deutschland. Sportliche Großereignisse hätten in den Austragungsorten die soziale Ungleichheit verschärft und die Demokratie geschwächt, erklärte er. Im Wettbewerb um die Austragung änderten die Bewerber Gesetze und bedienten die Interessen internationaler Konzerne.
„Der Widerstand sozialer Bewegungen ist enorm wichtig, weil sie diese Art von autoritärer Regierung infrage stellen“, sagte Vainer. Zu den ersten Erfolgen der Proteste gehören der Stopp einer geplanten Umsiedelung von Menschen, die rund um das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro leben. Das sei vor allem im Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2016 in der Stadt wichtig. Denn Vainer befürchtet, dass bis dahin die Eingriffe in den öffentlichen Raum und die sozialen Konflikte noch zunehmen.
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