Der Weltkirchenrat bereitet eine neue Missionserklärung vor

Nach 30 Jahren arbeitet der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) wieder an einer Grundsatzerklärung zum Thema Mission und Evangelisation. In Manila wurde Ende März der Entwurf von Delegierten der ÖRK-Mitgliedskirchen und angeschlossenen Werke sowie von Vertretern der katholischen, von evangelikalen und von Pfingstkirchen diskutiert. Fachleute loben, der neue Ansatz erleichtere den Dialog mit anderen Religionen.

Das Verständnis von Mission ist seit Jahrzehnten ein wichtiges ökumenisches Diskussionsthema. Zuletzt hat im Sommer 2011 der ÖRK gemeinsam mit dem Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog und der Weltweiten Evangelischen Allianz das Dokument „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ veröffentlicht. Diese Verhaltensempfehlungen wenden sich an alle, die in nicht christlichen Kontexten missionarisch tätig sind, und stellen eine Selbstverpflichtung zum respektvollen Umgang mit Menschen anderen Glaubens dar (siehe welt-sichten 8/2011). Bei der künftigen Missionserklärung, die jetzt in Manila diskutiert wurde, handelt es sich dagegen um einen ÖRK-Grundsatztext.

Autorin

Katja Dorothea Buck

ist Religionswissen- schaftlerin und Journalistin in Tübingen.

In seiner Geschichte hat sich der Weltkirchenrat erst einmal zum Thema Mission erklärt. 1982 legte er in „Mission und Evangelisation – eine ökumenische Erklärung“ sein Verständnis dar. Dieser Text war noch stark von der Befreiungstheologie geprägt und hatte einen christologischen Schwerpunkt: Die Mission hat ihren Ursprung in Gott, der seinen Sohn in die Welt sendet. Christus schenkt der Welt seinen Geist und beauftragt die Kirche, das allen zu verkünden.

Der Ansatz vereinfacht die interreligiöse Zusammenarbeit

Der neuen Erklärung, an der die Kommission für Weltmission und Evangelisation seit 2006 arbeitet, liegt dagegen ein viel weiteres Verständnis von Mission zugrunde. Der Text legt das Augenmerk auf den Heiligen Geist, von dem angenommen wird, dass er auch über die Kirche hinaus und ohne ihr Zutun wirken kann – auch außerhalb der Christenheit. Mission und Dialog sind keine Gegensätze, denn der Ansatz orientiere sich an der „Vielfalt der Möglichkeiten, wo und wie Mission überall stattfinden kann“, und sei „offen für neue Formen der Zusammenarbeit mit anderen Religionen“, erklärt Michael Biehl, der Referent für die theologische Grundsatzarbeit im Evangelischen Missionswerk in Deutschland (EMW). Die Hervorhebung des Heiligen Geistes gehe vor allem auf die Orthodoxie und das Gespräch mit der Pfingstbewegung zurück.

Auch thematisch hat sich das Missionsverständnis in den vergangenen Jahren erweitert. Als eine wesentliche Dimension von Kirche und Mission wird jetzt der Bereich Heilung und Gesundheit genannt. Beides werde ganzheitlich verstanden, als Versöhnung im weitesten Sinn, sagt Beate Jakob, theologische Grundsatzreferentin beim Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difäm): „Gesundheit hat neben der körperlichen auch eine seelische, geistige, soziale und wirtschaftliche Dimension“. 2013 soll die Missionserklärung auf der ÖRK-Vollversammlung in Busan (Südkorea) verabschiedet werden.

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erschienen in Ausgabe 5 / 2012: Digitale Medien: Das Versprechen der Technik
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